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Wang Jianlin, Chef des Immobilienreichs Wanda, entthronte Investor Li Ka-shing als reichsten Chinesen.

Foto: Reuters

Die Mitglieder im Klub der chinesischen Superreichen stehen auf einer exklusiven Weltliste. Auf sie kommt nur, wer über ein Vermögen von mindestens 300 Millionen Euro verfügt. 1577 Krösusse treffen einander hier. In Summe verfügen sie über mehr als 2,1 Billionen Dollar – so viel wie Russlands Sozialprodukt. Dennoch kennt sie in Europa kaum einer. Noch weniger können ihren Namen richtig aussprechen. Denn dem neuen Klub gehören die Vermögenden der Volksrepublik ebenso an wie ethnische Chinesen aus 17 Ländern.

Voraussetzung ist, dass jeder mehr als zwei Milliarden Renminbi auf die Waage bringt. 345 Mitglieder oder 18 Prozent von ihnen sind Frauen. "Chinesinnen stehen an der Spitze, wenn es um die erfolgreichsten Geschäftsfrauen der Welt geht", sagt Rupert Hoogewerf. Der britische Herausgeber der Hurun-Reichenlisten, die seit 1999 jährlich in Schanghai erscheinen, stellte in Peking erstmals sein neues Chinesen-Ranking auf globaler Ebene vor.

1254 Personen

"Als ich vor 16 Jahren anfing, dachte beim Stichwort Multimillionär keiner an die Volksrepublik, sondern höchstens an reiche Unternehmer aus Hongkong oder Taiwan." Doch heute dominieren mit 1254 Personen die Yuanmilliardäre des Festlandes zu fast 80 Prozent seine Liste der reichsten Chinesen weltweit. Auf Hongkong entfallen nur noch sechs Prozent, auf Taiwan knapp fünf. Europa ist unter den 17 Ländern auf der Hoogewerf-Liste nur mit Frankreich und zwei Mitgliedern vertreten.

Die neuen Reichen kommen mehrheitlich vom Festland. Allein in Peking leben heute 181 der Yuan-Milliardäre und damit fast doppelt so viel wie in Hongkong. Dort hat 2015 auch der legendäre 87-jährige Unternehmer-Patriarch Li Ka-shing mit einem Vermögen von gut 33 Milliarden Dollar seinen Titel des reichsten Chinesen verloren. Er wurde vom fast zehn Milliarden Dollar reicheren 61-jährigen Wang Jianlin entthront, dem Chef des gigantischen Immobilien-, Hotel-, Handels- und Freizeitbusiness-Imperiums Wanda.

Geld mit Sport und Spielen

Wang kauft sich derzeit weltweit in die Tourismus-, Sport- und Unterhaltungsbranche ein. Er besitzt Kinoketten in den USA, Anteile an spanischen Fußballklubs und die Vermarktungsgesellschaft für Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele.

Auf Platz drei rückte Jack Ma auf, der das Alibaba-Online-Warenhaus dirigiert. 2014 hatte er mit einem 25-Milliarden-Dollar-Börsengang New York erobert und macht nun fast wöchentlich mit internationalen Internet- und Medienkooperationen und Übernahmen von sich reden.

Von den zehn reichsten Chinesen der Welt kommen sechs vom Festland und vier aus Hongkong. Die Neureichen der Volksrepublik starteten ihre Karriere Anfang der 90er-Jahre und sind heute um die 56 Jahre alt. Der alte Geldadel un- ter superreichen ethnischen Auslandschinesen stieg nach 1978 auf und ist heute im Schnitt 68.

Hoogewerf versucht auszumachen, welchen Einfluss Chinas Milliardäre auf die Welt nehmen. "Die Zeiten sind vorbei, in denen chinesische Unternehmer vor allem als Betreiber von Restaurants wahrgenommen wurden."

Trotz des harten Wettbewerbs und Vorrangs eigener Geschäftsinteressen verbinde keine andere Reichengruppe so viele Gemeinsamkeiten wie jene der ethnischen Chinesen, ist er überzeugt.

Viele Auslandsstaatbürger

Ein Drittel der 302 chinesischen Milliardäre, die Auslandsstaatsbürger sind, wurden in Festlandchina geboren. Fast die Hälfte entstammt den Küstenregionen Guangdong und Fujian. Gemeinsame Heimat, Kultur, Sprache und Traditionen seien die Grundlage ihres globalen Netzwerks.

Die neue Liste erscheint zu einer Zeit, in der auch Chinas Führung das Potenzial der Auslandschinesen erkannt hat, das sie bisher wenig nutzte. Der für Auslandschinesen im Staatsrat zuständige Abteilungsleiter Qiu Yuanping nannte vor dem Volkskongress heuer eine Zahl von mehr als 60 Millionen ethnischen Chinesen, die in 198 Ländern und Gebieten leben. Es sind 15 Millionen mehr als 2006. Der Anstieg spiegelt die rasante weltweite Emigration und Ansiedlung von Chinesen der Volksrepublik wider.

Weltweite Seidenstraße

Anfang Juli rief Premierminister Li Keqiang auf einer Pekinger Konferenz Auslandchinesen dazu auf, Chinas globale Offensive zur Entwicklung der weltweiten Seidenstraßen im Ausland wirtschaftlich zu fördern.

"2015 ist das Jahr des Go-Global für Chinas Superreiche", sagt Hoogewerf auf die Frage nach der Relevanz seiner Liste. Tatsächlich sei die Zahl der Mitglieder, die dem Klub der chinesischen Milliardäre angehören müssten, weit höher. Er schätzt die Dunkelziffer auf weltweit 5000 chinesische Superreiche, die auf einem Gesamtvermögen von mindestens vier Billionen Dollar sitzen. Was der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung gleichkommt. Es sei eine einflussreiche Wirtschaftsgruppe, auf deren Besonderheiten bisher noch keiner richtig geachtet habe, sagt Hoogewerf. Mit der neuen Liste mache er einen Anfang. (Johnny Erling aus Peking, 21.8.2015)