Wien – Am Tatort braucht Detective Jake Peralta (Andy Samberg) für gewöhnlich weniger als eine Minute, um den Fall zu lösen. Ist er ein guter Cop? Opfer würden dies bejahen, seinen Kollegen missfällt das Tempo, Detective Amy Santiago (Melissa Fumero), dass sie mit dem quirligen Bullen eine Wette laufen hat, wer mehr Fälle abschließt, und Peralta jetzt voranliegt.
Seinem Vorgesetzten gefällt das ebenso wenig, weil Peralta nicht nur über einen genialen Spürsinn verfügt, sondern auch über ein freches Mundwerk, er sich darüber hinaus weigert, Krawatte zu tragen, und überhaupt nur Chaos in die Polizeistation bringt. Gut fürs Publikum. In den USA geht die Serie in die dritte Saison. Kommenden Sonntag löst sie auf ORF 1 Two And a Half Men ab.
Brooklyn Nine Nine steht in der Tradition von "Saturday Night Life" – Samberg kommt von dort –, vor allem aber der Office-Comedys. Es geht um Absurditäten innerhalb einer Bürogemeinschaft voll mit skurrilen Typen: Diva, Verklemmte, Sadist, Wirrkopf, Nerd, Tussi, Autist, Genie – in Spielarten tauchen diese Charaktere spätestens seit The Office – 2001 auf BBC mit Ricky Gervais und 2005 in der US-Version – immer wieder auf. In Parks and Recreation betreut ein Trupp dilettantischer Kommunalbeamter den öffentlichen Raum.
In Veep redet sich eine hyperaktive US-Vizepräsidentin stets um Kopf und Kragen, wie in Brooklyn und Parks mit Single-Cam. In Enlightened hebelte die Basisstation die Führung eines Kosmetikkonzerns aus. In The Newsroom deckt ein Team von chaotischen Journalisten Riesenskandale auf.
Für jeden Spaß bereit
Vom "zweiten Boom der Comedy" ist inzwischen die Rede. Der erste ist um 2009 angesiedelt, als besonders Webserien wie Broad City und Podcasts wie WTF von Marc Maron das Phänomen befeuerten.
Namen wie Scott Aukerman, Hannibal Buress, Kumail Nanjiani und Kristen Schaal wurden auf der Bühne und im Internet groß und behaupten sich seither im Mainstream-TV. Im krisengeschüttelten Fernsehraum herrscht offenbar gesteigerte Bereitschaft zu Humor.
Die bevorstehende Herbstsaison im US-TV hält neue Zugänge bereit, wie ein Blick auf die Programmkataloge der Sender belegt: Dianne Wiest und James Brolin spielen ab 21. September in Life in Pieces ihre familienkomödiantischen Talente aus.
Der eitle Starkoch sieht sich mit unerwartetem Nachwuchs konfrontiert, der seinerseits den Kinderwagen schiebt: In Grandfathered übt John Stamos ab 29. September auf Fox für die versprochene Fortsetzung von Full House, einer herzigen Comedyserie aus den 1990er-Jahren um männliche Alleinerzieher.
Von Parks and Recreation zog Netflix Alan Young für Master of None ab.
Kermit und Piggy küssen und schlagen sich ab 22. September in 13 Folgen der neuen Muppet Show, als lägen keine 34 Jahre Fernsehpause dazwischen.
Spezielles Augenmerk gilt demnächst dem Spaß im Zwischenreich: Jane Lynch (Glee) schwebt ab 5. November in Angel from Hell als geschwätziger Schutzengel durch die Lande.
Einen gelangweilten Satan stellt Fox 2016 vor: Lucifer ist mit seinem Dasein als Fürst der Finsternis unzufrieden und kündigt den Job. Eine neue Heimat findet er in L.A., wo er fortan der Polizei beim Aufspüren von Kriminellen hilft.
Und in Scream Queens wird ab 22. September viel gekreischt, Jamie Lee Curtis zeigt als Schuldirektorin ihre Schattenseiten, und überhaupt ist hier nicht ganz klar, wo der Spaß aufhört und der Horror beginnt.
(Doris Priesching, 21.8.2015)