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Die neuen Hepatitis-C-Medikamente sind teuer, aber sie wirken.

Foto: AP /Gilead Sciences

Durham/San Diego – Die neuen Hepatitis-C-Therapien in Tablettenform wirken auch bei HIV-positiven Patienten. Die Heilungsraten betragen nach drei Monaten mehr als 95 Prozent. Das geht aus zwei Studien hervor, die jetzt im New England Journal of Medicine erschienen sind.

Hepatitis C wird vor allem über Blutkontakte übertragen. Früher waren die Erkrankten oft Menschen, die Blut- oder Blutplasmaspenden erhalten hatten. Auch intravenöser Drogenkonsum (Spritzentausch) war eine relativ häufige Übertragungsform von Hepatitis C, aber auch HIV.

Hohe Erfolgsraten

In die erste Studie von Susanna Naggie von der Duke University in Durham, North Carolina, und ihren Co-Autoren waren 335 HIV- und HCV-Infizierte inkludiert. Sie erhielten zusätzlich zu ihrer antiretroviralen Behandlung auch die beiden neuen HCV-Medikamente Ledipasvir (ein sogenannter HCV-Replikationskomplexinhibitor) und Sofosbuvir (HCV-Polymerase-Hemmstoff) über einen Zeitraum von drei Monaten. Danach war das HC-Virus bei 322 Probanden (Virusvarianten 1a und 1), also 96 Prozent, nicht mehr nachweisbar. Bei den Studienteilnehmern mit der Virusvariante 4 lag die Erfolgsrate bei hundert Prozent.

In die zweite Studie von David Wyles von der University of California in San Diego waren 203 HIV-positive Patienten und chronischer Hepatitis C mit zwei der neuen Arzneimittel behandelt worden. 51 Patienten hatten schon eine erfolglose Behandlung gegen Hepatitis C hinter sich. 14 Prozent der Kranken wiesen als Folge der chronischen Infektion bereits eine Leberzirrhose auf.

Die Arzneimittel zur Ausheilung der Virus-Hepatitis waren hier Daclatasvir und Sofosbuvir (beides sogenannte HCV-Replikationsinhibitoren). Auch in dieser Studie konnte ein kompletter Behandlungserfolg nach zwölf Wochen bei 97 Prozent der Probanden registriert werden. Eine achtwöchige Behandlung war in 76 Prozent der Fälle erfolgreich.

Effizient, aber teuer

Welchen Fortschritt die neuen Therapien, die international allerdings auch wegen ihres hohen Preises in Diskussion stehen, für Menschen mit chronischer Hepatitis C bedeuten, schilderte erst vor wenigen Tagen die Hepatitis-Hilfe-Vorsitzende Angelika Widhalm. Die früheren Therapien aus injizierbarem Peginterferon alpha und einem zweiten Medikament hatten oft erhebliche Nebenwirkungen. "Ich hatte drei Interferon-Behandlungen, die damals auch nicht billig waren", sagt Widhalm.

Zudem trat die erhoffte Wirkung häufig nicht ein: Insgesamt habe es damit um die 50 Prozent Ansprech- und nur zwischen 20 und 30 Prozent Heilungsraten gegeben, ergänzt die Expertin.

"185 Millionen Menschen sind weltweit mit Hepatitis C infiziert. 50 bis 80 Prozent der Infektionen werden chronisch. Nach 20 Jahren haben 15 bis 20 Prozent der Patienten eine Leberzirrhose. Jedes Jahr erkranken dann fünf Prozent dieser Menschen an Leberkrebs. In den Jahren zwischen 2001 und 2011 haben wir Patienten mit chronischer Hepatitis C bis zu 72 Wochen mit einer Kombinationstherapie von Interferon und Ribavirin gequält und nur 50 Prozent der Kranken mit einer Hepatitis C-Infektion vom Genotyp 1 geheilt. Heute gibt es schon die erste einmal täglich einzunehmende Tablette mit zwei Wirkstoffen. Die Heilungsrate liegt nach zwölf Wochen bei knapp hundert Prozent", sagte der deutsche Spezialist Michael Manns von der Universitätsklinik Hannover Anfang Juli beim Weltkongress für gastroenterologische Krebserkrankungen in Barcelona. (APA, 20.8.2015)