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Jubel im grünen Prater: Schachtar Donezk kam als Favorit und geht als Favorit.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Rapids Trainer Zoran Barisic hatte Schachtar Donezk zum Favoriten erklärt, Aleksandar Dragovic, Legionär bei Dynamo Kiew, teilte diese Einschätzung zu 100 Prozent, die beiden kennen sich aus. Es war Champions League am Mittwochabend im nahezu ausverkauften Happel-Stadion, natürlich noch nicht

Gruppenphase, aber das Playoff gehört schon dazu. Es wurde vor Anpfiff die Hymne gespielt, um sie zu hören, spielen nicht nur Rapidler Fußball. Die Gäste aus der Ukraine kennen die Melodie bestens, in den vergangenen zehn Jahren waren sie achtmal dabei, sie sind Stammgast in der Gelddruckmaschine. Barisic hatte eine Balance aus Anspannung und Lockerheit gefordert, um das Unmögliche möglich zu machen. Man habe ja nur zu gewinnen, denn die Europa League ist ohnedies fix.

Die Aufstellung war frei von Überraschungen, Louis Schaub wurde Philipp Schobesberger vorgezogen, vielleicht auch deshalb, weil Schaub beim 3:2 gegen Ajax Amsterdam zweimal getroffen und somit die Begegnung mit Schachtar ermöglicht hat. Die Ukrainer sind eigentlich eine Mannschaft aus Südamerika, fünf Brasilianer gehörten der Startelf an. Prunkstück ist das Mittelfeld mit Taison, Alex Teixeira und Marlos, der Rest ist auch nicht übel. Rapid wirkte in den ersten Minuten nur angespannt, nicht locker. Schachtar war souverän und ballsicher, die Gastgeber mussten auf das gewohnte Umschaltspiel verzichten. Ab der siebenten Minute gab es eine ganz kurze Drangphase, Schaub köpfelte daneben, Rakizki hätte fast ein Eigentor fabriziert (10.). Die Partie war nicht brutal, aber doch recht rustikal, der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers zückte vor der Pause sechsmal die gelbe Karte, drei pro Mannschaft.

Sehenswerte Parade

Schachtar schien einem Torerfolg permanent näher als Rapid zu sein. Bis zur 42. Minute: Wunderpass von Stephan Auer auf Florian Kainz, der zieht halbvolley ab, über die Parade von Wien wird Tormann Pjatow noch seinen Enkelkindern erzählen.

44. Minute: Schachtar drückt die Überlegenheit im Resultat aus. Nach Zuspiel von Rakitskiy lässt Marlos (Brasilianer!) mit einer Körpertäuschung Auer aussteigen und schießt flach zum 1:0 in die lange Ecke. In der Nachspielzeit krachten die Köpfe von Srdjan Grahovac und Stepanenko zusammen, der Rapidler konnte mit Turban weitermachen, der Schachtar-Spieler musste aufgeben. Die Grünweißen waren nach der Pause nicht mehr ganz so gehemmt, es wurden Halbchancen kreiert. Bemühen, Moral und Kampfgeist passten. Die technisch um Häuser besseren Ukrainer verwalteten den Vorsprung souverän, die Fans spendeten trotzdem Beifall.

"Wir hätten uns gegen eine ausgezeichnete Mannschaft ein Unentschieden verdient", sagte Kapitän Hofmann nach der ersten Saisonniederlage. "Wir haben gegen Ajax gezeigt, dass wir schlechte Ergebnisse wettmachen können."

Das Rückspiel findet am 25. August in Lemberg statt. Schachtar ist aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine heimatlos, muss in anderen Städten des Landes den Fußballsport betreiben. Rapid hört ganz sicher noch einmal die Champions-League-Hymne. Und die Europa League ist ja auch recht nett. Ein Wunder wäre natürlich viel netter. Um 14 Millionen Euro Startgeld netter. (Christian Hackl, 19.8.2015)

Champions-League-Playoff, Hinspiel, Mittwoch

Rapid Wien – Schachtar Donezk 0:1 (0:1)
Ernst-Happel-Stadion, 46.400 Zuschauer, SR Kuipers (NED)

Tor: 0:1 (44.) Marlos

Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer – Petsos, Grahovac – Schaub, S. Hofmann (84. Alar), F. Kainz (80. Schobesberger) – Beric (89. Prosenik)

Schachtar: Pjatow – Srna, Kucher, Rakizki, Azevedo – Fred, Stepanenko (46. Malyschew) – Marlos (80. Eduardo), Alex Teixeira, Taison (86. Bernard) – Gladki

Gelbe Karten: Beric, Auer, Dibon, Kainz bzw. Srna, Stepanenko, Gladki, Fred

Rückspiel am Dienstag (20.45 MESZ, live ORF 1) in Lwiw. Der Sieger steht in der Gruppenphase der Champions League, der Verlierer in der Gruppenphase der Europa League.