Sendung zum Nachsehen auf tvthek.orf.at.

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Zu den schönen Eigenarten des Menschen zählt, dass er sich wundern kann. Besser als viele andere Tiere. Und man möchte sagen: Es gehört sich wieder mehr gewundert. Gelegenheiten hierzu bietet auch das Fernsehen, und zwar selbst für Einsteiger und Gelegenheitswunderer. Zum Beispiel am Dienstag, als man sich in den ORF-Seitenblicken für Momente auf das burgenländische Schloss Halbturn versetzt fand.

"Lipizzaner & Friends" nannte sich eine Pferdeshow, im Zuge deren sich der Schlossgarten am Sonntag halb in eine Manege, halb in das Parkett eines Kostümballs verwandelt hatte. Der Alltag war – auch so eine schöne Möglichkeit des Menschseins! – weit weggeschoben: Hier tanzten die edlen Pferde und ihre vergangenheitsbetont gekleideten Reiter, dort sah man, weil das auf diesem Fest "trendy" geworden ist, wie Schlossherrin Philippa Königsegg-Aulendorf ausführte, Hüte aller Façon. Es blühte und wucherte also auf den Köpfen der Gäste. Aber auch in ihnen.

Für einen philosophischen Seitenblick sorgte die Redaktion mit einem Unternehmensberater, der meinte, die pferdekopfförmigen Ohrringe der Tourismusverbandsobfrau seien das eigentliche Zentrum, die "Essenz" des Events, quasi vor allem anderen da gewesen. Dieses Aperçu kann man auf die Schöpfungsgeschichte übertragen: Am Anfang war der Ohrring, und dann kam das Ohrloch, aus welchselbigem der Mensch erwuchs, der sich über so etwas wundern kann.

Hintersinnig wurde es indes auch, als die Frage aufkam, wer in der Hitze mehr leide, Tier oder Mensch. "Ich glaube, die Pferde", sagte Züchter Endre Monori-Kiss, "weil die wissen nicht, worum es geht." Na Hauptsache, der Mensch weiß es. (Roman Gerold, 20.8.2015)