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Wiens Handel ist von grünem Licht für offene Sonntage noch weit entfernt.

Foto: AP/Rumpenhorst

Wien – Seit Anfang August üben sich Sozialpartner im Handel in einer zarten Annäherung an ein heißes Eisen. Was sich in anderen Bundesländern seit vielen Jahren bewährt, könnte künftig auch für Wien gelten: Tourismuszonen, die Einkaufen an Sonntagen gestatten. Noch sind die neu angeheizten Debatten in keine handfesten Verhandlungen gemündet. Der Wirtschaftskammer bläst freilich schon jetzt harter Wind entgegen – und das auch aus eigenen Reihen.

Sollten einzelne Zonen in Wien für die Sonntagsöffnung freigegeben werden, kündigen Unternehmer, die außerhalb agieren, Widerstand an. Peter Schaider etwa, Eigentümer und Manager der Einkaufscenter Riverside und Auhofcenter. Kommt die Tourismuszone, wird er, wie er im Gespräch mit dem STANDARD sagt, bis zum Verfassungsgerichtshof gehen – und dabei nicht allein sein. Schaider rechnet mit einem weitgehend konzertierten Vorgehen der Branche.

Aus seiner Sicht droht Händlern außerhalb der Zone starke Ungleichbehandlung. "Es kann nicht einer Schnitzel essen dürfen und der andere nicht. Das ist Bevorzugung. Wir leben ja nicht in zwei Welten." Er selbst halte nicht viel von offenen Sonntagen, sagt er, weil sie sich aufgrund hoher Lohnkosten nicht rechneten. "Die Kaufkraft wird ja nicht mehr." Aber man könne nicht innerhalb einer Stadt Läden in einzelnen Straßen aufsperren und andere außerhalb vom Geschäft abschneiden. Zumal es sich in Wien mehr als in den Bundesländern um Filialen gleicher Handelsketten handle.

Schaider bezweifelt, dass sich vernünftige Grenzen ziehen lassen: Bis wohin reiche die Mariahilfer Straße? Sei der Westbahnhof bei der Sonntagsöffnung mit dabei? Warum der Hietzinger Hauptplatz und nicht auch gleich die Hietzinger Hauptstraße?

Dass sich der streitbare Einkaufscenter-Betreiber Richard Lugner ohne Anrufung der Gerichte aus der Zone aussperren lässt, bezweifeln Einzelhändler. Auf faire Wettbewerbsbedingungen und Chancengleichheit pochte zuletzt auch Unibail-Rodamco. Der Konzern führt mit Shopping City Süd (SCS) und Donauzentrum zwei der größten europäischen Einkaufszentren, die beide Anziehungspunkt für Touristen seien.

Der Streit um den offenen Sonntag spaltet aber auch den Einkaufscenter-Verband. Kurt Schneider, Chef der Ekazent, vertraut etwa auf die "Strategie der kleinen Schritte statt auf einen großen Hammerschlag". Er sei froh, dass sich in der Causa überhaupt etwas bewege. "Es wäre kontraproduktiv, dagegen aus allen Rohren zu schießen." Durch eine Wiener Tourismuszone ließen sich Erfahrungen sammeln, die wiederum einer größeren Lösung dienten, hofft er – etwa einem offenen Sonntag im Monat für alle.

Ekazent managt unter anderem das Center The Mall in Wien Mitte und die Ringstraßen Galerien. Letztere begrenzen die Innere Stadt. Geht es nach der Wirtschaftskammer, soll sonntägliches Shoppen dort möglich sein, wie auch in der inneren Mariahilfer Straße und rund um Schönbrunn. (Verena Kainrath, 19.8.2015)