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Nach der Überfahrt vom türkischen Festland nach Lesbos.

Foto: EPA/KATIA CHRISTODOULOU

Athen – Eine Hilfsorganisation hat vor einer dramatischen Zuspitzung der Flüchtlingskrise auf griechischen Inseln gewarnt. Lesbos in der Nord-Ägäis stehe "am Rande des Zusammenbruchs", erklärte das International Rescue Committee (IRC) am Dienstag. Die Zahl der Flüchtlinge sei in den vergangenen Tagen "dramatisch" gestiegen. Die Behörden könnten den Andrang nicht bewältigen.

Am Montagabend waren nach Angaben des IRC rund 6.500 Flüchtlinge auf Lesbos. Die Fähren zum Festland seien aber bis Mitte kommender Woche ausgebucht, sagte der IRC-Koordinator auf Lesbos, Kirk Day. Wenn nicht bald weitere Schiffe zur Verfügung gestellt würden und der Andrang weiter anhalte, könnten bis zu 20.000 Flüchtlinge auf der 90.000-Einwohner-Insel stranden, auf der sich im Sommer zudem tausende Touristen aufhalten.

Fähre auf Kos

Um die Lage auf Kos zu entspannen hat die Fähre "Eleftherios Venizelos" die etwas südlicher gelegene Ferieninsel am Mittwoch in der Früh mit rund 1.800 Flüchtlingen an Bord in Richtung Thessaloniki verlassen. Dies berichtete der staatliche griechische Rundfunk. Auf Kos, wo es kein Aufnahmezentrum gibt, befanden sich zwischenzeitlich 7.000 Menschen ohne Aufenthaltstitel.

Bei einem Zwischenstopp in Leros und Kalymnos werde die Fähre weitere rund 1.200 Migranten aufnehmen. Von Thessaloniki ist die Grenze zu Mazedonien für die Migranten mit dem Bus in weniger als einer Stunde erreichbar. "Die Migranten wollen alle weggehen", sagte der griechische Gesundheitsminister Panagiotis Kouroublis im griechischen Fernsehsender Skai.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Kreisen der Küstenwache sollen bald zwei bis drei Fährschiffe Fahrten durch die Ägäis machen, um Tausende Asylsuchende von den Inseln aufs Festland zu bringen. Bereits Mittwoch früh brachte eine Fähre mehr als 1.000 Migranten nach Piräus, wie das griechische Fernsehen zeigte.

Tausende Migranten auf Inseln

Allein in der vergangenen Woche waren nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) fast 21.000 Flüchtlinge von der türkischen Küste über das Meer nach Griechenland gekommen. Das waren beinahe halb so viele wie im gesamten vergangenen Jahr, als 43.500 Flüchtlinge eintrafen. Seit Jahresbeginn wurden in dem EU-Land rund 160.000 Flüchtlinge gezählt.

Auch in Polen ist die Zahl illegaler Grenzübertritte deutlich gestiegen. Bis Ende Juni griffen die polnischen Grenzschützer 2.865 Migranten aus Ländern außerhalb der EU auf, berichtete die Zeitung "Rzeczpospolita" am Mittwoch unter Berufung auf die Behörde. Das seien fast tausend mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Mit fast 1.800 Menschen stellen die Ukrainer bisher den größten Anteil. Allerdings steigt nach Grenzschutzangaben die Zahl der Migranten aus Ländern des Nahen Ostens oder aus Afrika.

In Polen wollen die meisten von ihnen nicht bleiben. "Während Einwanderer auf illegalem Wege aus der Ukraine kommen, um in Polen zu arbeiten, sehen uns die Flüchtlinge aus fernen Ländern als Transitland an, durch das sie in den Westen gelangen wollen", sagte Grenzschutzsprecherin Agnieszka Golias. Sie ging davon aus, dass mit der Schließung der grünen Grenze in Ungarn der Anteil der Migranten, die über Polen in die EU zu gelangen versuchen, künftig noch weiter steigt. (APA, 19.8.2015)