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Durch einen saudischen Luftangriff zerstörtes Gebäude eines Sportverbands in der Hafenstadt Houdieda.

Foto: Reuters

Dubai – Amnesty International wirft den Konfliktparteien im Jemen Kriegsverbrechen vor und fordert eine Untersuchung der Uno. Alle Konfliktparteien zeigten eine "rücksichtslose Missachtung der Sicherheit von Zivilisten", hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation über die seit Monaten anhaltenden Kämpfe.

Amnesty verurteilte sowohl die "illegalen Luftangriffe" der arabischen Militärkoalition auf dicht besiedelte Wohngebiete als auch den rücksichtslosen Kampf der Huthi-Rebellen und der Regierungstruppen in bewohnten Gebieten. Die Bevölkerung im Südjemen lebe unter der ständigen Bedrohung durch die Kämpfe am Boden und die Angriffe der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz aus der Luft, heißt es in dem Bericht.

"Spur des Todes"

Durch die Städte Taiz (Taes) und Aden ziehe sich eine "Spur des Todes und der Zerstörung" aufgrund der "rechtswidrigen Angriffe, von denen viele Kriegsverbrechen darstellen". So seien bei acht Bombardements der Militärkoalition mehr als 140 Zivilisten getötet worden, darunter viele Kinder und Frauen. Die Houthis und die mit ihnen verfeindeten Kämpfer hätten sich wiederum in Wohngebieten verschanzt und von dort aus Angriffe gestartet.

Amnesty rief den UN-Menschenrechtsrat auf, die mutmaßlichen Kriegsverbrechen zu untersuchen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Sollte die internationale Gemeinschaft dies versäumen, "dann ist es sehr wahrscheinlich, dass solche Angriffe fortgesetzt werden".

Fast 400 Kinder getötet

Bei den Kämpfen im Jemen zudem seit März fast 400 Kinder getötet worden. Mehr als 600 Minderjährige seien schwer verletzt worden, teilte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF anlässlich des Welttags der Humanitären Hilfe am Mittwoch mit.

Viele Kinder hätten außerdem unter der dramatischen Versorgungslage zu leiden. "Dieser Konflikt ist besonders für die Kinder eine Tragödie", sagte der UNICEF-Leiter im Jemen, Julien Harneis. "Kinder werden durch Bomben oder Kugeln getötet. Wer überlebt, ist zunehmend durch Krankheiten und Mangelernährung in Gefahr. Das darf so nicht weitergehen."

Seit Monaten Kämpfe

Im Jemen kämpfen die Truppen von Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi mit Unterstützung der arabischen Militärkoalition seit Monaten gegen die Huthi-Rebellen und die mit ihnen verbündeten Armee-Einheiten des ehemaligen Staatsoberhaupts Ali Abdullah Saleh. Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den Huthis und der Zentralregierung war im Jänner eskaliert, als die Aufständischen aus dem Norden des Landes Sanaa eroberten. Als sie Ende März auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Hadi nach Saudi-Arabien und bat das Königreich um Hilfe.

Nach UNO-Angaben wurden in dem Konflikt 4.300 Menschen getötet, die Hälfte davon Zivilisten. 80 Prozent der Bevölkerung von 21 Millionen Menschen sind demnach auf Hilfe und Schutz angewiesen. (APA, 18.3.2015)