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Rapids Mittelstürmer Robert Beric wärmt sich für weitere Taten auf. Er trifft und trifft und trifft.

Foto: APA/EPA/Lampen

Wien – Rapid freut sich sehr, schließlich ist das Playoff zur Champions League das ultimative Gegenteil von einem Ärgernis. Das Happel-Stadion wird ausverkauft sein, Trainer Zoran Barisic empfindet angesichts der Kulisse "Demut". Die Unterstützung der 47.500 Fans mache Sinn. "Wir werden sie bitter nötig haben." Schachtar Donezk ist der Gegner, die Ukrainer sind eine erfahrene, mehr als solide Mannschaft. Barisic schreckt das kaum. "Sie sind der Favorit, wir können eigentlich nur alles gewinnen. Es geht darum, die Balance zwischen Anspannung und Lockerheit zu finden." Vor dem Treffen mit Ajax hatte sich Barisic ähnlich geäußert. Rapid hat dann alles gewonnen, Schachtar bekommen.

Aleksandar Dragovic, Legionär bei Dynamo Kiew und somit Experte für den ukrainischen Kick, macht Rapid keine allzu großen Hoffnungen. Er bedauert das, denn die Gruppenphase wäre für Österreich enorm wichtig. "Als Ex-Austrianer drücke ich zum ersten Mal in meinem Leben Rapid die Daumen. Aber es dürfte wenig helfen. Das Offensivspiel ist der große Trumpf von Schachtar." Barisic gratulierte Dragovic zu dieser Einschätzung. "Er liegt richtig, ich denke genauso." Es bestehe kein Grund, goschert zu sein, Parolen auszugeben. "Ich weiß, dass wir eine funktionierende, selbstbewusste Mannschaft mit bemerkenswerter Mentalität sind. Ich bin gespannt, wie wir uns präsentieren, wozu wir fähig sind. Wir können befreit sein, denn die Gruppenphase der Europa League ist gewiss. Jeder meiner Spieler wird sich zerreißen, jeder will das Unmögliche schaffen." Kompaktheit sei, so Barisic, die Grundvoraussetzung. "Weil der Gegner eine sehr hohe individuelle Qualität hat. 1:1-Situationen sollten wir besser ausschließen."

Der 70-jährige Rumäne Mircea Lucescu ist seit elf Jahren Trainer von Schachtar, Kontinuität ist dem Verein nicht abzusprechen. Im Sommer wurden aber einige Stützen abgegeben, Luiz Adriano, Fernando und vor allem Douglas Costa, den sich die Bayern um 30 Millionen Euro geschnappt haben. Dragovic sagt: "So komisch es klingt, sie sind jetzt fast stärker."

Es sind ausreichend Brasilianer geblieben, Alex Teixeira, Taison, Fred und Marlos sind in der Lage, im Prater Schrecken zu verbreiten. Lucescu zollt Rapid Respekt. "Wir müssen uns so einstellen, als würden wir gegen Real Madrid spielen." Eine Leistung wie beim 3:0 in der Runde davor gegen Fenerbahce "sollte aber reichen".

Mit der Lupe

Natürlich hat Schachtar auch Schwächen. Barisic: "Man muss sie mit der Lupe suchen." Mittelfeldspieler Thanos Petsos erwartet "den Höhepunkt meiner Karriere", er fühlt sich gewappnet. "Wir lassen uns auch nicht von negativen Erlebnissen aus der Bahn werfen, das ist unser Trumpf." Rapid ist seit 17 Ligapartien ungeschlagen, regelmäßig wurden Rückstände aufgeholt. Zuletzt erreichten die Grünen bei Sturm nach 0:2 ein 2:2. Petsos: "Das ist mental anstrengend, aber solange es klappt, habe ich nichts dagegen." Wobei es ratsam wäre, "gegen Schachtar in Führung zu gehen".

Die Aufstellung steht in den groben Zügen. Die Außenverteidiger Thomas Schrammel und Stefan Stangl fallen verletzt aus, Stefan Schwab ist gesperrt. Philipp Schobesberger und Louis Schaub sind die Kandidaten für die rechte Offensive, wer beginnt, ist Geschmackssache. Goalgetter Robert Beric und Kapitän Steffen Hofmann, gegen Sturm eingewechselt, werden gegen Schachtar maximal ausgewechselt. Barisic ist übrigens Besitzer der Uefa-Pro-Lizenz. Seine vor Monaten abgeschickte Abschlussarbeit zum Thema "Entwicklung junger Spieler zum Profi" wurde mit Ausgezeichnet bewertet. "Das ist schön. Wichtiger ist, gegen Schachtar die Bestnote zu bekommen." (Christian Hackl, 18.8.2015)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-Champions-Playoff-Hinspiel am Mittwochabend in Wien:

Rapid Wien – Schachtar Donezk (Ernst-Happel-Stadion, 20.45 Uhr/live ORF eins, SR Kuipers/NED)

Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Auer – Petsos, Grahovac – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Beric

Ersatz: Strebinger – Schimpelsberger, Huspek, Nutz, Schaub, Alar, Prosenik

Es fehlen: Schwab (gesperrt), Stangl (Muskelfaserriss), Tomi (Muskelverletzung), Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss)

Fraglich: Dibon (Adduktorenverletzung)

Schachtar: Pjatow – Srna, Ordez, Rakitiskij, Schewtschuk – Fred, Stepanenko – Marlos, Alex Teixeira, Taison – Gladkij

Ersatz: Kanibolozkij – Kucher, Malyschew, Wolowijk, Kowalenko, Dentinho, Bernard, Eduardo

Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 MESZ/live ORF eins) in Lwiw (Lemberg). Der Sieger steht in der Gruppenphase der Champions League, der Verlierer in der Gruppenphase der Europa League.