Mitten in der Wüste gestaltet sich die Lebensweise etwas freier und salopper, als es Konventionen in den Städten je zulassen würden.

Foto: ORF / Arte France / Medienkontor / Carolin Reiter
Foto: ORF / Arte France / Medienkontor / Carolin Reiter

Wien – Allie ist 18 Jahre und kam mit ihrer Familie nach Slab City, als der Vater die Arbeit verlor. Der Ort deprimiert sie: Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als nach Los Angeles zurückzukehren und ein Filmstar zu werden. Stattdessen passt sie im öden Nirgendwo der kalifornischen Wüste auf ihre sieben Geschwister auf.

Wie viele Bewohner lebt Allies Familie von der Sozialhilfe. Große Sprünge sind mit dem wenigen Geld und den staatlichen Lebensmittelmarken nicht möglich – Allie fühlt sich gefangen. Carolin Reiter begleitete Allie und die Bewohner der Wüstenstadt durch ihren Alltag. Zu sehen auf ORF 3 um 19 Uhr in Slab City – wildes Leben in der Wüste.

An sich ist Slab City gar keine Stadt: Auf den Überresten einer aufgegebenen Kaserne bildete sich eine illegale Kommune, eine Wohnwagensiedlung, die von staatlicher Seite geduldet wird. Kein Anschluss an Strom- oder Wassernetze, keine Polizei, kein Bürgermeister – dafür befindet sich ein Bombenabwurfplatz der Air Force in der Nähe. Die Bewohner sind bunt zusammengewürfelt: Aussteiger, Anarchisten und Verlierer der Wirtschaftskrise leben hier gemeinsam.

So verschieden die Menschen in Slab City sind, so sehr unterscheiden sich ihre Motive für das Leben im Sand: Die einen sehen in der Stadt das letzte Stück Freiheit in einer immer stärker reglementierten Gesellschaft, die anderen haben wie Allies Familie alles verloren und haben somit keine Wahl.

Definition von Freiheit

Knapp 120 Personen leben ganzjährig in der Stadt. Im Winter werden es dann ein paar Tausend, weil viele Pensionisten mit ihren Wohnwagen hereinströmen, um die kalte Jahreszeit in wärmeren Gefilden zu verbringen. 300.000 Dollar teure Luxuswohnwagen konterkarieren das Leben der Aussteiger und Gefangenen Slab Citys – im Rhythmus der Jahreszeiten werden die eigentlichen Bewohner zur Parallelgesellschaft. Während Allies Familie in einem Campingwagen zu zehnt ihr Auskommen finden muss, haben die Saisonaussteiger Reisemobile für sich allein – mit Klimaanlage, Strom und Wasser.

Während sich die regulären Einwohner an einem gewissen Anarchismus gütlich tun, stellen die Rentnernomaden eigene Regeln auf. So hat man als Teilzeitaussteiger Single zu sein und darf nicht in fremden Wohnwägen übernachten. Beziehungen und Pärchen sind ja zu wenig offen und kommunikativ für ein Leben in der Freiheit. (Andreas Haberl, 19.8.2015)