Das rote Licht haben manche Beteiligte offenbar nicht gesehen.

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Graz/Köln – Der Prozess gegen sechs Beitragstäter rund um den Fall Mazda Europa hat am Montag in Graz mit Schuldeingeständnissen begonnen. Laut Staatsanwalt Stefan Strahwald hätten die Beschuldigten dem 2013 in Köln verurteilten ehemaligen Leiter der PR-Abteilung von Mazda Europa zugearbeitet. Sie sollen sich – entgegen dem Drahtzieher – nicht bereichert haben.

Fünf der sechs Angeklagten sollen dem Ex-Presse-Sprecher über ihre Unternehmen zwischen 2002 und 2012 Scheinrechnungen ausgestellt haben, etwa über in Wahrheit nicht erstellte Druckwaren, und müssen sich wegen Untreue verantworten. Während die in der Steiermark beschuldigten Verdächtigen von den Geldern gerade einmal so viel bekamen, um ihre anfallenden Steuern aus den erfundenen Aufträgen zu decken, soll der Drahtzieher in Deutschland rund 41 Millionen Euro zum Schaden seines Arbeitgebers in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Damit finanzierte er etwa Luxusimmobilien und eine Oldtimersammlung.

Die Verteidiger schlossen sich den Ausführungen von Strahwald großteils an und lobten dessen objektive Anklage. Bei den sechs Beschuldigten, einer von ihnen muss sich "nur" wegen Falschaussage verantworten, weil er einen der anderen gedeckt haben soll, handelt es sich um ehemalige Unternehmer, zum Teil mit Doktor- oder Ingenieurstitel, im Alter von 39 bis 56 Jahren. Fünf der Verdächtigen sollen zusammen Scheinrechnungen über knapp 60 Mio. Euro ausgestellt haben.

Provisionszahlungen

Einer der sogenannten Befehlsempfänger sagte aus, gleich beim ersten Treffen in der Mazda-Zentrale in Deutschland solle der frühere Sprecher den Grazer Agenturgeschäftsführer gefragt haben: "Was ist für mich drin?" Es sei um Provisionszahlungen gegangen, er wollte zehn Prozent des Auftragsvolumens. Der 56-Jährige willigte ein, "er wollte aber nicht, dass es nach Freunderlwirtschaft aussieht, wenn er immer nur eine österreichische Agentur beauftragt", erklärte der Beschuldigte.

Daher holte der Grazer weitere befreundete Unternehmer ins Boot, die auch über Niederlassungen in Deutschland verfügten. Die Scheinrechnungssummen stiegen von Mal zu Mal: "Die schlussendlich erreichte Größenordnung war nicht absehbar", rechtfertige sich der Geschäftsführer. (17.8.2015)