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Ermittler am Tatort.

Foto: REUTERS/Athit Perawongmetha

Bangkok – Bei einem Anschlag im Touristenviertel der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind 22 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien auch drei Ausländer – zwei aus China und einer aus den Philippinen, teilte die Polizei mit. Mindestens 123 Menschen wurden einer Hilfsorganisation zufolge verletzt. Nach Medienberichten kommen sie überwiegend aus China und Taiwan.

"Die Täter wollten unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören, deshalb ereignete sich der Vorfall im Herzen des Touristenviertels", sagte Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem Attentat verschärften die Behörden die Sicherheitskontrollen an großen Kreuzungen und bei Touristenattraktionen.

Niemand bekannte sich zu Attentat

Derzeit verfolgen die Ermittler nach Angaben der Regierung eine heiße Spur. Auf Bildern von Überwachungskameras sei ein Verdächtiger zu sehen, nach dem nun gefahndet werde, sagte der Chef der thailändischen Militärjunta am Dienstag.

Laut Prayut Chan-Ocha gehört der Verdächtige vermutlich einer regierungsfeindlichen Gruppe an, die im Nordosten Thailands ansässig sei. Die Region ist eine Hochburg der Rothemden-Bewegung, die den Militärputsch im Mai vergangenen Jahres verurteilt.

Prayut, der als Regierungschef fungiert, sagte weiter, der Anschlag vom Montag sei "der schlimmste Angriff" in der Geschichte des Landes. Am Montagabend hatte sich am Erawan-Schrein in Bangkoks zentralem Viertel Chidlom eine gewaltige Explosion ereignet. Zum Anschlag hat sich bisher niemand bekannt.

Zweiter Sprengsatz

Die "Bangkok Post" (Webseite derzeit nicht erreichbar) meldet auf Twitter, die Polizei in Bangkok habe am Montagabend eine weitere Bombe in der Gegend um die Sky-Train-Station Ratchaprasong entdeckt und zur Explosion gebracht.

Laut Polizei bestand die Rohrbombe aus drei Kilogramm TNT und war mit weißen Stoff umwickelt. Ihr Zerstörungsradius betrug etwa 100 Meter. 30 Meter vom Explosionsort wurde ein Gerät sichergestellt, das mutmaßlich zur Zündung verwendet wurde.

Das Land hatte erst jüngst schwache Wirtschaftsdaten für das laufende Jahr bekanntgegeben, der Tourismus galt bisher als einer von wenigen weitgehend krisenresistenten Sektoren.

Explosion nahe Schrein

Laut Augenzeugen stand am Explosionsort im Viertel Chidlom ein Auto in Flammen. Der Ort liegt in der Nähe des von zahlreichen Touristen besuchten Erawan-Schreins. Dieser ist dem Hindu-Gott Brahma geweiht, wird aber auch täglich von Tausenden gläubigen Buddhisten besucht. Ebenfalls in der Nähe befinden sich zahlreiche Hotels, mehrere Einkaufszentren und das Nationale Polizeihauptquartier.

Nach Angaben eines Armeesprechers soll der Sprengsatz möglicherweise innerhalb des Schreins explodiert sein, und nicht, so wie zuvor vermutet, davor. Auf Bildern einer Überwachungskamera war an einer belebten Kreuzung ein riesiger Feuerstoß zu sehen, dann rannten zahlreiche Passanten in verschiedene Richtungen davon.

Ein Journalist der britischen BBC, der sich am Ort des Geschehen aufhält, beschrieb einen Krater, wie er für Bombenexplosionen typisch sei.

Dringlichkeitssitzung

Regierungschef Prayuth Chan-ocha rief eine Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts ein. Prayuth ist der frühere Armeechef, der im Mai 2014 putschte und seitdem Machthaber ist. Er verurteilte den Anschlag. "Wir wissen noch nicht, ob es Thailänder waren oder Ausländer."

Das Gebiet rund um den Tatort wurde für den Straßenverkehr weiträumig abgesperrt. In der Umgebung sind zahlreiche Hotels sowie Restaurants und Einkaufszentren. Die Einrichtungen waren offen und auf Umwegen zu Fuß zu erreichen.

Bisher kaum Anschläge

In dem buddhistischen Land gibt es zwar gewalttätige muslimische Separatisten im Süden, und die Gesellschaft ist politisch tief gespalten. Anschläge in der Hauptstadt, etwa zur Destabilisierung der Regierung, sind aber eigentlich unbekannt. In Thailand regiert seit einem Militärputsch im Mai 2014 Putschführer Prayuth Chan-ocha.

Die Junta rief zur Ruhe auf. "Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten", sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. "Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben." Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.

Der Erawan-Schrein wurde im Jahr 2006 zum Ziel eines Angriffs. Damals zerstörte ein offenbar geistig Verwirrter eine Statue des Erawan-Brahma. Der Mann wurde kurz darauf von zwei wütenden Passanten erschlagen.

Die USA haben den Bombenanschlag verurteilt. Es handle sich um einen erbärmlichen Akt der Gewalt, teilte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, am Montag mit. Die Vereinigten Staaten blieben bei den Ermittlungen im ständigen Kontakt mit den thailändischen Behörden. (mesc, red, 17./18.8.2015)