"Der Wandel" hat einen WLAN-Hotspot für Flüchtlinge in Traiskirchen organisiert.

Smartphones sind zum zentralen Kommunikationstool im Alltag geworden. Ständiger Zugang zu Nachrichten und anderen Informationen, Kontakt zu Freunden, Familie, Kollegen, Aufbewahrungsort für Erinnerungen und Fotos, Werkzeug für mobiles Arbeiten. Noch wichtiger wird das Handy für geflüchtete Personen, wenn es als einzige Verbindung zur zurückgelassenen Heimat fungiert. Um Flüchtlingen den Zugriff auf das Internet ohne teure Mobilfunkverbindungen zu ermöglichen, haben Helfer kostenlose WLAN-Hotspots in Österreich und Deutschland organisiert.

WLAN für Traiskirchen

In Österreich betreibt die Partei "Der Wandel" einen Hotspot beim Flüchtlingslager Traiskirchen. Dazu entschlossen haben sie sich spontan, nachdem sie aus den Medien erfahren hatten, dass es im Lager keinen Internetzugang gibt, sagt der Parteivorsitzende Fayad Mulla im Gespräch mit dem STANDARD.

Seit 14. August können nun gleichzeitig etwa 500 Personen darüber surfen. Die Finanzierung der Hardwarekosten von etwa 400 Euro und der anfallenden monatlichen Grundgebühr von 45 Euro erfolgt über Spendengelder. Angemeldet ist der Zugang auf die Partei. Zunächst hat man 1.000 Euro einkalkuliert, um den Betrieb für ein Jahr zu sichern, die rasch übertroffen wurden. Nun soll der Hotspot in Traiskirchen aufgerüstet werden, um die Reichweite und die Übertragungsrate zu erhöhen.

Aufgestellt beim Nachbarn am Dachboden

Unterstützung seitens der Lagerleitung oder durch das Innenministerium gab es nach einer Anfrage keine, so Mulla. Daher hat man einfach bei den Anrainern um das Lager nachgefragt, ob man den Hotspot aufstellen darf. Untergebracht ist die "WandeLAN Box" nun am Dachboden von Bernhard L., einem direkten Anrainer des Erstaufnahmezentrums. Im Interview mit dem STANDARD erzählte er bereits von der Situation in Traiskirchen.

Unter den Flüchtlingen hat sich der kostenlose Internetzugang schnell herumgesprochen. Die Aktion kommt aber nicht nur dort gut an. Das positive Feedback sei überwältigend gewesen, so Mulla. Es hätten sich zahlreiche Personen gemeldet, die die Partei unterstützen wollen, alte Handys spenden oder selbst WLAN-Hotspots bereitstellen möchten. Auch Anfragen von einigen Firmen habe es gegeben, die Hardware zur Verfügung stellen wollen. "Der Wandel" plant nun die Errichtung weiterer Hotspots in anderen Flüchtlingsstellen, dafür sei man unter anderem bereits mit der Caritas und möglichen Sponsoren im Gespräch.

Aktionen in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es derartige Aktionen. Mitglieder der Initiative Freifunk etwa betreiben Hotspots in der Näher mehrerer Unterkünfte in Stuttgart und in anderen Städten. Unterstützung durch die Betreiber der Flüchtlingsunterkünfte oder die Behörden gibt es auch dort nicht, wie "Heise" berichtet. Und Probleme gibt es auch an anderer Front: In Deutschland können WLAN-Betreiber aufgrund der sogenannten Störerhaftung für Rechtsverstöße der Nutzer haftbar gemacht werden. (Birgit Riegler, 17.8.2015)