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Johann Gudenus (links) und Heinz-Christian Strache droht ein gerichtliches Nachspiel.

Foto: APA/Fohringer

Wien – Nach FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache verklagt "Kurier"-Fotograf Jürg Christandl auch den Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus wegen übler Nachrede. Das bestätigt Christandl im Gespräch mit dem STANDARD: "Es geht um meinen Ruf", sagt er. "Journalisten anzupatzen" sei "typische FPÖ-Mentalität": Das kann ich mir nicht gefallen lassen."

Strache hatte in den ORF-Sendungen "Im Zentrum" und "ZiB 2" ein Foto von Christandl als gestellt bezeichnet und dem "Kurier"-Fotografen Bildmanipulation vorgeworfen. Im Puls 4-Interview legte dann der Wiener Obmann Johann Gudenus nach: "Wenn Kinder missbraucht werden für Fotos (...), dann ist es etwas, für das sich eigentlich der Fotograf entschuldigen sollte."

FPÖ-Aktion vor Flüchtlingsquartier

Anlass war eine Protestaktion der Freiheitlichen vor einem Flüchtlingsquartier in Wien-Erdberg Anfang Juni. Das "Kurier"-Foto zeigt ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge vor FPÖ-Anhängern, die Schilder mit der Aufschrift "Nein zum Asylantenheim" hochhalten.

Strache und Gudenus unterstellten Christandl Manipulation.

Journalisten hätten dieses Foto "geschickt eingefädelt", behaupteten Strache und Gudenus damals und sprachen von einer Inszenierung. Zum Zeitpunkt des FPÖ-Protests wären nämlich gar keine Flüchtlingskinder anwesend gewesen. Eine Aussage, die nicht stimmte. Die Flüchtlingsfamilie war vor der FPÖ-Aktion nach Wien gekommen.

Einstweilige Verfügung gegen Strache

Vor Christandls Privatklage hatte bereits der "Kurier" Strache auf Kreditschädigung geklagt und – wie berichtet – eine einstweilige Verfügung erwirkt. Dem FPÖ-Chef wird die Behauptung untersagt, dass die Zeitung gestellte Fotos veröffentliche. Strache legte gegen die Entscheidung des Handelsgerichts Rekurs ein.

Reputation stehe auf dem Spiel

Christandls Foto sorgte für heftige Kritik an den Freiheitlichen, sogar Bundespräsident Heinz Fischer verurteilte die FPÖ-Protestaktion vor dem Flüchtlingsquartier. "Von der Wucht des Fotos war ich selbst überrascht", sagt der Fotograf. Auf das Bild hätten hunderte Leute reagiert, vor allem nach Straches Behauptung, dass es manipuliert sei. "Diese Äußerung ist untragbar", so Christandl, der betont, dass es bei den Klagen keineswegs um Geld, sondern um seine Reputation als Fotograf gehe.

"Bis jetzt habe ich noch nie jemanden verklagt", sagt er, aber dass Journalisten von einer Partei systematisch "diskreditiert" würden, das dürfe man nicht durchgehen lassen. (Oliver Mark, 16.8.2015)