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Rauchende Fabriks- und Kraftwerksschlote sind nach Ansicht von Australiens Regierung nicht hässlich – Windräder aber schon.

Foto: REUTERS / Mick Tsikas

"Es ist offiziell: Die Regierung stellt uns global in die letzte Reihe" – mit diesen Worten verurteilte der australische Klimaexperte Giles Parkinson die Ankündigung, Australien werde den Ausstoß des klimaschädigenden Gases CO2 (Kohlendioxid) bis zum Jahr 2030 um 26 Prozent gegenüber dem Niveau von 2005 senken.

Wie der konservative Premierminister Tony Abbott meinte, sei das Ziel "ziemlich in der Mitte", gemessen an den Zusicherungen anderer Industrieländer. Australien führe zwar nicht, "wir hinken aber gewiss nicht hinterher". Es könne sogar zu einer Reduktion von bis zu 28 Prozent kommen. Die dazu notwendigen Maßnahmen würden die australische Volkswirtschaft etwa 3,5 Milliarden Euro kosten.

Größter Klimagasverursacher der Welt

Die im Vorfeld der Uno-Klimakonferenz in Paris seit Monaten erwartete Ankündigung bestätigte die Befürchtung vieler Umweltorganisationen: Australien will nur ein absolutes Minimum gegen seine Emissionen unternehmen. Die Kritiker vergleichen das Ziel mit den 41 Prozent, die die USA angekündigt haben, und den 34 Prozent der EU. Der Chef der Klima-Denkfabrik Climate Institute, John Connor, beschrieb 26 Prozent als "erbärmlich ungenügend". Das Ziel verurteile Australien dazu, "weiterhin der größte Klimagasverursacher der Welt zu sein".

Experten hatten ein Reduktionsziel von 40 bis 60 Prozent vorgeschlagen. Es könne ohne negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung Australiens erreicht werden. Bei der Uno-Klimakonferenz in Paris im Dezember soll ein dauerhaftes und global bindendes Klimaschutzabkommen geschlossen werden. Nur so könne die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden, meinen Wissenschafter.

Erklärter Klimaskeptiker

Die konservative Regierung hatte schon vor ihrer Wahl 2013 geltend gemacht, das wirtschaftliche Wachstum dürfe nicht durch Klimaschutz beeinträchtigt werden. Wie kaum ein anderes Land ist Australien abhängig von klimaschädigenden Industrien – direkt und indirekt. Das Land stellt nicht nur den Großteil der Elektrizität mit dem Verbrennen von besonders emissionsträchtiger Kohle her. Der fossile Brennstoff ist eines der wichtigen Exportprodukte. Tony Abbott hat erst vor kurzem erklärt, Kohle sei "gut für die Menschheit".

Anstieg von Treibhausgasemissionen

Berichten zufolge soll der Ministerpräsident das Regierungskabinett gedrängt haben, das Ziel noch tiefer anzusetzen. Abbott gilt als erklärter Klimaskeptiker, der Klimawissenschaften einst als "Scheiße" bezeichnet hatte. Kaum im Amt, schaffte die Regierung eine Steuer auf Rekordgewinne von besonders energieintensiven Rohstoffunternehmen ab. Auch stornierte Abbott ein von der Vorgängerregierung eingeführtes Emissionshandelssystem. Die Maßnahme führte jüngst zu einem Wiederanstieg der Treibhausgasemissionen.

Die Regierung führt einen Kampf gegen erneuerbare Energien – zugunsten der politisch einflussreichen australischen Kohlelobby. Der geplante Output an Erneuerbaren wurde zurückgenommen. Sowohl Abbott als auch Schatzkanzler Joe Hockey hatten in den letzten Monaten Windturbinen immer wieder als "hässlich" bezeichnet. (Urs Wälterlin aus Canberra, 17.8.2015)