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Joe Kaeser dämpft die Sorge vor einem Währungskrieg.

Foto: Reuters/Dalder

Berlin – Siemens-Chef Joe Kaeser rechnet damit, dass die Autoindustrie in den kommenden beiden Jahren an Schwung verliert. Der "Passauer Neuen Presse" (Samstagausgabe) sagte Kaeser: "Ich wäre nicht überrascht, wenn wir 2016 oder 2017 eine Eintrübung im Automobilsektor sehen, bedingt durch die abnehmende Exportdynamik". Umso mehr, so der Konzernchef, müsse sich die deutsche Wirtschaft auf "Innovation und Produktivität" konzentrieren – und auch die Chancen der Digitalisierung nützen.

Angesichts der Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan mahnt Kaeser zur "Besonnenheit" und dämpft die Ängste vor einem Währungskrieg. "Man sollte vor allem nicht überreagieren – auch nicht begrifflich", sagte Kaeser. Die jüngsten Abwertungen müsse man "ins Verhältnis setzen mit dem jahrelangen Trend, der genau in die Gegenrichtung verlief. Der Yuan ist über Jahre hinweg gegenüber allen wichtigen Währungen gestiegen."

Geschäfte lokal aufstellen

Die aktuellen Turbulenzen zeigten vor allem eines: "Internationale Unternehmen sind gut beraten, ihre Geschäfte lokal aufzustellen, also ihre Produkte dort zu entwickeln und zu produzieren, wo der Markt ist – dann ist die Währungsentwicklung weniger ein Problem." Währungsschwankungen habe es schon immer gegeben.

Seinen Konzern selbst sieht Kaeser in China weiter gut aufgestellt: "Siemens ist seit mehr als 140 Jahren in China präsent. Da geht es vor allem um die langfristige Perspektive. Wir beschäftigen etwa 40.000 Mitarbeiter im Land, haben eigene Fertigungsstätten, zum Beispiel unsere digitale Fabrik in Chengdu und unsere Fabrik für Computertomographen in Shanghai. Aus diesen Fabriken exportieren wir in die ganze Welt. Wenn die Landeswährung sich abschwächt, profitieren davon also auch die Exporte aus China und damit die Wirtschaft des Landes."

Die Abwertung des Yuan ist nach Kaesers Ansicht aber – ebenso wie ein neu aufgelegtes großes Infrastrukturprogramm in China – ein Indiz dafür, dass der Reformkurs des Landes stockt. (Reuters, 16.8.2015)