"Umstritten" ist ein Wort, das OnePlus gut beschreibt. Vergangenes Jahr erstmals auf der internationalen Smartphone-Bühne aufgetreten, konnte man mit dem OnePlus One einen Überraschungshit landen. Von einem Invite-System zunächst künstlich begrenzt, zog das Gerät mit seinem hervorragenden Preis/Leistungsverhältnis viel Interesse auf sich. Gleichzeitig sorgte das Unternehmen mit fragwürdigen Marketing-Kampagnen und öffentlich ausgetragenen Konflikten mit Softwarehersteller CyanogenMod für einiges an Kopfschütteln.

Mund, sehr voll genommen

Ein Jahr später gibt es nun das OnePlus 2 und schon bei der Präsentation machte der Hersteller klar, dass man bei den eigenen Versprechungen nicht bescheidener geworden ist. Soll doch das neue Smartphone nicht nur irgendein "Flaggschiff-Killer" sein – nein, es soll so weit seiner Zeit voraus sein, das man es gar als "2016 Flagship Killer" tituliert. Da wir immer gerne einen Blick in die Zukunft wagen, hat sich der WebStandard natürlich umgehend ein OnePlus 2 besorgt, und in Folge ausführlich unter die Lupe genommen.

Das OnePlus 2: Schon die Packung ist ein deutliches Statement: Wir wollen auffallen.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Erster Eindruck

Beim Auspacken stellt sich gleich ein Déjà vu ein – rein äußerlich erinnert das OnePlus 2 nämlich stark an seinen Vorgänger. Allerdings sorgt ein Metallrahmen für ein etwas hochwertigeres Gefühl, die Rückseite versprüht hingegen den Charme eines Schleifpapiers – hier macht man dem Namen "Sandstone Black" alle Ehre. Freilich hat dies auch einen positiven Nebeneffekt, die raue Oberfläche führt dazu, dass das Smartphone deutlich sicherer in der Hand liegt als all die Konkurrenten, die an dieser Stelle zu Glas gegriffen haben. Und nicht zu vergessen: OnePlus bietet alternative Rückpanele an, drei aus Holz, eines aus Kevlar gefertigt, alle um jeweils 27 US-Dollar im Angebot.

Einmal drücken bitte

An der Verarbeitung gibt es wenig auszusetzen, die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt, das Gehäuse ist auch sonst sehr solide. Power-Button und Lautstärkeregler befinden sich nun beide auf der rechten Seite des Gehäuses. Etwas unlogisch erscheint dabei allerdings die, Wahl den Power- unter den Volume-Knopf zu setzen. Immerhin brauchen die Nutzer die Lautstärkeregelung üblicherweise öfter, sie sollte also möglichst leicht erreichbar sein. Je weiter oben desto schwerer wird dies mit einer Hand. Apropos Größe: Das OnePlus 2 ist mit 151,8 x 74,9 x 9,9 Millimeter etwas dicker als der Vorgänger, mit 175 Gramm ist es zudem nicht gerade ein Leichtgewicht.

An der Verarbeitung des OnePlus 2 gibt es wenig auszusetzen. Die grobe Oberfläche der Rückseite ist allerdings gewöhnungsbedürftig – hält sich dafür sehr gut.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Screen

Die Auslage eines jeden Smartphones ist der Bildschirm: Die Eckdaten bleiben mit einer Größe von 5,5 Zoll und einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel unverändert, OnePlus verweigert sich also weiterhin dem Trend zu QHD (2.560 x 1.440 Pixel). Und dies zurecht: Auch so reicht die Pixeldichte von 401 PPI locker aus, um ein gestochen scharfes Bild zu liefern. Einzig wer sein Smartphone regelmäßig zu Expeditionen in die Virtual Reality nutzen will, hat hier einen realen Grund zur Klage. Immerhin würde eine höhere Auflösung auch bedeuten, dass die GPU wesentlich mehr Pixel verschieben muss, was sich nicht nur bei der Performance sondern auch beim Akku-Verbrauch signifikant bemerkbar machen kann.

Verbesserungen

Gleiche Eckdaten heißen aber noch nicht, dass der Bildschirm unverändert geblieben ist. Insofern ist die gute Nachricht: Die Darstellungsqualität des OnePlus 2 ist deutlich besser geworden, und somit weit von den ausgewaschenen Farben des Vorgängers entfernt. Die hohe maximale Helligkeit hilft zudem dabei, dass das Smartphone auch bei strahlendem Sonnenschein noch benutzbar bleibt. Der gute Schwarzwert kann sich ebenfalls sehen lassen. Einzig die Winkelabhängigkeit könnte noch besser sein. In Summe kann das OnePlus 2 zwar noch nicht ganz mit den aktuellen Top-Bildschirmen von LG und Samsung mithalten, kommt aber doch deutlich näher.

Die rückseitige Abdeckung lässt sich leicht abnehmen. Dies ist aber nur zum Tausch gegen andere Covers gedacht. Der Akku ist noch unter einigen weiteren Schrauben verborgen.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Die Snapdragon 810-Story

Unter der Haube greift OnePlus zum wohl umstrittensten Prozessor der letzten Jahre: Dem Snapdragon 810, und damit dem aktuellen Top-Chip von Qualcomm. Dessen Probleme mit der Wärmeentwicklung hatten schon dem HTC One M9 zahlreiche negative Reviews beschert, auf die der Hersteller schlussendlich – mit enden wollendem Erfolg – mit einer Reduktion der maximalen Taktfrequenz reagierte. OnePlus behauptet nun, dass man in Kooperation mit Qualcomm dank einer neuen Revision des Octacore-Chips all die Probleme in den Griff bekommen hat. Doch stimmt das auch? Nur begrenzt. Das OnePlus 2 wird bei intensiver Nutzung spürbar wärmer als die meisten anderen Smartphones. Dies obwohl die Taktung auch hier bereits von 2 auf 1,76 GHz heruntergesetzt wurde, um das Schlimmste zu verhindern.

Hitze

Ist das Gerät mal richtig heiß gelaufen, wird die Taktfrequenz dann weiter reduziert. Dies macht sich auch in Benchmarks deutlich bemerkbar: Während das OnePlus 2 bei Antutu mit 53.000 Punkten ein sehr gutes Ergebnis erreichen konnte – das aktuell nur mehr vom Galaxy S6 übertroffen wird – sinkt dieser Wert bei starker Erwärmung auf knapp 30.000 Punkte ab. Jetzt lässt sich natürlich sagen, dass ein Smartphone nur in wenigen Szenarien wirklich so stark belastet wird, dass es zum realen Problem werden kann. Im Test zeigte sich aber, dass schon beim Aufladen oder nach längerer Nutzung der Kamera eine so starke Wärmeentwicklung auftritt, dass die Performance gedrosselt wird.

Ein paar Benchmark-Ergebnisse. Bei Antutu liefert das OnePlus 2 sehr gute Werte – so lange es nicht heiß wird. Der vom Vellamo-Benchmark gelieferte Wert ist hingegen überraschend mittelmäßig, hier war das Nexus 6 gut 20 Prozent schneller. Beim Akku-Test von 3DMark hinterlässt das OnePlus 2 einen durchaus guten aber nicht mehr herausragenden Eindruck.
Screenshots: Andreas Proschofsky / STANDARD

Reality Check

Freilich gilt es all das noch in einen realistischen Rahmen zu fassen: Im normalen Smartphone-Alltag gibt es an der Performance des OnePlus 2 wirklich nichts auszusetzen. Alles läuft flink, Hänger konnten auch keine festgestellt werden – und das ist es schlussendlich worauf es ankommt.

Akkuleistung

Dafür wäre natürlich kein Snapdragon 810 mit all seinen bekannten Problemen nötig gewesen. Bedeutet große Hitzeentwicklung doch auch, dass ein Prozessor nicht effizient arbeitet – und da wären wir schon beim Thema Akku. In dieser Hinsicht kann das OnePlus 2 nominell mit etwas mehr aufwarten als der Vorgänger – 3.300 statt 3.100 mAh. Und doch: War das One für seine Ausdauer bekannt, kehrt das OnePlus 2 in normale Sphären zurück. Im Battery Benchmark von PCMark erzielt es 6:25 Stunden bei einem Drittel der maximalen Helligkeit. Das ist noch immer ein recht respektabler Wert aber eben auch etwas kürzer als Samsungs Galaxy S6, das hier 7:06 Stunden erreichte. Die Vermutung liegt nahe, dass die CPU die Vorteile des größeren Akkus zunichte macht.

Jeder hat sein eigenes Nutzungsverhalten

Im Alltag zeigt sich, dass damit für das OnePlus 2 dasselbe wie für die meisten anderen aktuellen Smartphones gilt. Bei durchschnittlicher Nutzung kommt man locker durch den Tag, für einen zweiten reicht es aber ziemlich sicher nicht mehr. Und wer sein Smartphone sehr intensiv nutzt, sollte besser ein Ladegerät mit dabei haben.

Was fehlt

Leider folgen an dieser Stelle allerdings noch einige unerfreuliche Nachrichten: Das OnePlus 2 unterstützt nämlich weder Wireless noch Quick Charging. Vor allem zweiteres ist ein echter Nachteil, falls mal tagsüber der Akku knapp wird, und man nicht viel Zeit hat. Im Vergleich zu anderen aktuellen Geräten braucht das OnePlus 2 jedenfalls fast doppelt so lang bis es fertig geladen ist. Im Test dauerte es 2:20 Stunden von 0 auf 100 Prozent.

Der Test macht sicher: Das OnePlus 2 kann beim Laden viel weniger Strom ziehen als das Nexus 6 (Mitte). Insofern braucht es auch fast doppelt so lange. (Anmerkung: Dies ist bei aktiviertem Bildschirm. Bei deaktiviertem Screen ist der Unterschied natürlich etwas kleiner, da dieser selbst ja auch Strom verbraucht und insofern dem Ladefortschritt entgegenwirkt. Die abgebildeten Werte sind also nur zur Illustration der ungefähren Größenordnung zu sehen)
Screenshots: Andreas Proschofsky / STANDARD

Spurensuche

Warum es keine Schnellladefunktion gibt, erläutert der Hersteller nicht, aber wir haben da so eine Vermutung: Wird der Akku des OnePlus 2 doch schon beim normalen Laden auffällig warm, Ampere liefert hier einen Wert von bis zu 45 Grad. Solche Angaben sind natürlich nie ganz korrekt, es bleibt aber der Umstand, dass die Hitzeentwicklung in etwa einem Nexus 6 beim Schnellladen entspricht. Und da Quick Charging üblicherweise erheblich mehr Hitze produziert, hätte die Kombination beim OnePlus 2 wohl unweigerlich für Probleme gesorgt. Und um dieses Kapitel abzuschließen: Der Akku ist – mehr oder weniger – fix verbaut, lässt sich also nur mit etwas Bastelarbeit tauschen.

Speicherfragen

Zurück zu den Kerndaten: Der Hauptspeicher liegt entweder bei 3 oder 4 GB, je nachdem ob man das Modell mit 16 oder 64 GB lokalem Speicherplatz wählt. Diese Kopplung ist in letzter Zeit bei einigen Herstellern in Mode gekommen, wohl um den Anreiz zu erhöhen das größere Modell zu wählen. Die Realität ist jedoch, dass auch 3 GB RAM mehr als ausreichend für alle aktuellen Aufgaben sind. Der wahre Grund sich für das 64-GB-Modell zu entscheiden, ist ein anderer: Es gibt keinen MicroSD-Slot, und 16 GB können rasch mal knapp werden.

Die Kamera

Kommen wir zur Kamera: Hier erweist sich OnePlus als einer der wenigen Hersteller, die nicht auf einen Sony-Chip setzen. Statt dessen kommt ein 13-Megapixel-Sensor von Omnivision zum Einsatz. Die Blende ist mit f/2.0 angegeben, es gibt einen Dual LED-Flash sowie Laser-Autofokus und vor allem: Die beim Vorgänger schmerzlich vermisste optische Bildstabilisierung (OIS). Auf dem Papier ist also alles für eine hervorragende Kamera da, und tatsächlich schießt das OnePlus 2 zum Teil erheblich bessere Aufnahmen als sein Vorgänger. Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen zeigt sich der Unterschied dank OIS deutlich.

Die Kamera des OnePlus 2 liefert bessere Vorbilder als sein Vorgänger. Der Unterschied zwischen Fotos ohne HDR...
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD
...und mit HDR ist eher gering. Letzterer Modus braucht aber erheblich länger bei der Aufnahme.
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Es gibt einen HDR-Modus, dessen Ergebnisse sich allerdings nur marginal von normalen Aufnahmen unterscheiden – und erheblich länger brauchen. Überhaupt gehört die Kamera des OnePlus 2 nicht unbedingt zu den flinkesten der aktuellen Hardwaregeneration. Ein Time Lapse und ein Slow-Motion-Modus werden ebenfalls geboten, sonst ist die Software aber fast so minimalistisch gehalten wie Googles eigene Lösung. Für die Zukunft verspricht der Hersteller ein Update, das manuelle Kontrollen und RAW-Ausgabe nachrüsten soll.

Von der optischen Bildstabilisierung profitieren Aufnahmen bei Kunstlicht. Leider ist die Kamera aber nicht die schnellste...
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD
...dadurch müssen die Zielobjekte schon ziemlich ruhig halten, wenn ein Foto scharf werden soll.
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Softwaredefizite

Während der Autofokus selbst recht flott arbeitet, wirkt die Software sonst noch etwas unausgereift. So schien die Ansteuerung bei starkem Sonnenlicht Probleme mit dem Weißabgleich zu haben. Das ist für Smartphone-Kameras zwar nicht ungewöhnlich, das Ausmaß der Verfärbung war hier aber – reproduzierbar – extrem. Als Ausweg half kurz manuell durch Bildschirmberührung auf den hellsten Punkt zu fokussieren. Danach waren die Farben deutlich besser.

Bei starker Sonneneinstrahlung hat das OnePlus 2 so seine liebe Not mit dem Weißabgleich.
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Nach einem kurzen Fokussieren auf den Hintergrund klappt es dann plötzlich.
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Abendliche Aufnahmen sind zwar besser als beim OnePlus One, hier zeigt der Sensor aber ebenfalls Schwächen, im konkreten Fall mit mehreren Lichtquellen.
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Zum Vergleich die selbe Aufnahme mit dem Nexus 6 von Google. Beide Aufnahmen wurden mit aktiviertem HDR-Modus getätigt.
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Video

Sehr gute Arbeit verrichtet die optische Bildstabilisierung bei der Aufnahme von Videos. 4K-Clips lassen sich mit dem OnePlus 2 ebenfalls schießen, wobei dies auf maximal 10 MInuten beschränkt ist. Angesichts dessen, dass schon nach einer Minute eine spürbare Wärmeentwicklung zu bemerken war, ist dies wohl eine weise Entscheidung. Natürlich bietet das OnePlus 2 auch ein zweite Kamera an der Vorderseite an, die erneut mit 5 Megapixel spezifiziert ist, damit die Selfies zumindest ein kleines bisschen weniger furchtbar aussehen.

Fingerabdruckstärken

Wie so viele andere Hersteller, verbaut nun auch OnePlus einen Fingerprintreader. Dieser befindet sich an der Vorderseite, und zwar direkt unter dem Bildschirm. Die gute Nachricht: Die OnePlus-Lösung arbeitet nicht nur flinker als die meisten Konkurrenten, sie funktioniert auch ziemlich zuverlässig. Mit nassen Fingern hat sie zwar so ihre Probleme – aber das gilt so ziemlich für alle diesbezüglichen Sensoren. Fein ist auch, dass der Scanner selbst dann aktiv ist, wenn der Bildschirm aus ist. Dadurch kann das Einschalten und Entsperren in einem Schritt erfolgen.

Der Fingerabdruck-Scanner sieht aus wie ein Hardwareknopf – ist aber keiner.
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Lautlos

Ein nettes, kleines Hardwaredetail, das sich OnePlus von Apple abgeschaut hat: An der linken Seite des Geräts befindet sich ein mechanischer Regler mit dem das Gerät schnell in den Priority- oder Lautlos-Modus gewechselt werden kann, wenn man einmal ungestört bleiben will. Weniger überzeugen kann hingegen die Ton-Ausgabe des Mono-Lautsprechers: Diese ist bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen.

USB C – Olé!

Als einer der ersten Hersteller setzt OnePlus auf USB C und damit auf den neuen Steckerstandard, bei dem die Einsteckrichtung egal ist. Eine sehr feine Sache, allerdings muss hier wieder einmal auf die Unschärfe dessen verwiesen werden, was gemeinhin unter USB C verstanden wird. Ist dies doch zunächst nur der Name für eine Steckertype, die nicht zwingendermaßen mit USB 3.1 einhergeht. Und genau so ist es denn auch beim OnePlus 2, das weiterhin nur die Geschwindigkeit und Features von USB 2.0 bietet. Dafür hat sich der Hersteller ein nettes Gimmick für das mitgelieferte Kabel einfallen lassen: Hier ist nämlich auch die andere Seite – also der USB A-Stecker – umkehrbar ausgeführt.

Das OnePlus 2 nutzt bereits USB C zur Verbindung nach außen.
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Diese Knöpfe...

Wie schon beim Vorgänger hat auch das OnePlus 2 wieder Soft-Touch-Buttons an der Vorderseite, deren Hintergrundbeleuchtung aber praktisch nicht zu erkennen ist, was die Nutzung nicht gerade erleichtert. Zumindest bietet man die Option statt dessen die Software-Buttons von Android zu verwenden – auch wenn diese Wahl etwas seltsam anmutet, da der Platz ohnehin schon durch die Soft-Touch-Knöpfe verbraucht wird.

Dual SIM

Ein nettes Extra ist der Dual-SIM-Support, der bei Topgeräten sonst ja eher selten anzufinden ist. Die LTE-Abdeckung wurde im Vergleich zum Vorgänger um einige zusätzliche Bänder erweitert, WLAN nach 802.11ac und GPS / GLONASS dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Kein NFC

Was hingegen definitiv nicht vorhanden ist, ist NFC: Dies verblüfft insofern, da in Kürze Android Pay starten soll, das NFC voraussetzt. OnePlus argumentiert, dass sich dies ohnehin frühestens in einem Jahr durchsetzen wird. Doch selbst wenn man die Bezahlfunktionen nicht benötigt, bleiben noch immer andere Einsatzgebiet wie Android Beam oder das schnelle Pairen von Bluetooth-Geräten. Das mag nicht allen abgehen – für manche ist es aber definitiv ein Ausschlussgrund für das OnePlus 2.

Android + OnePlus = Oxygen OS

Als Software setzt OnePlus auf das eigene Oxygen OS 2.0, das auf Android 5.1.1 basiert. Dieses hält sich äußerst nah an die Vorlage von Google, es gibt also nur vereinzelte Veränderungen. Zu diesen gehören diverse Gesten, darunter Double Tap to Wake oder die Möglichkeit, die Kamera mit einem auf dem Home-Screen gezeichneten "O" zu starten.

Oxygen OS hält sich sehr nah an Google Android. Zu den Erweiterungen gehört Gestenunterstützung und das Shelf (rechts)
Screenshots: Andreas Proschofsky / STANDARD

Softwareauswahl

Die größte Veränderung ist wohl der eigene Launcher: Dieser sieht zwar ebenfalls dem Google-Vorbild zum Verwechseln ähnlich, statt Google Now gibt es links vom Hauptbildschirm aber ein eigenes "Shelf" von OnePlus. Dessen Funktionalität wirkt derzeit allerdings noch reichlich spärlich, neben dem Wetter werden lediglich die am meisten frequentierten Apps und Kontakte dargestellt. Bei den Apps gibt es überhaupt nur drei, die nicht direkt von Google stammen: Ein File Manager, der aber eigentlich nur die Android-eigene Ansicht zur Dateiauswahl abbildet, einen Audio Tuner, sowie SwiftKey, das optional statt dem Google Keyboard eingesetzt werden kann.

Nur für geladene Gäste

Verfügbar ist das OnePlus 2 derzeit – einmal mehr – exklusiv über ein Einladungssystem, wobei die Wartenden aber heuer wesentlich flotter als im Vorjahr bedient werden sollen. Zu den Preisen: Mit 339 Euro für die 16-GB-Ausführung und 399 Euro für das 64-GB-Modell ist das Smartphone noch immer ziemlich günstig, wenn auch bei weitem nicht mehr so ein Schnäppchen wie das Vorjahresmodell, bei dem selbst das größere Modell vom Start weg nur 299 Euro kostete. Derzeit ist übrigens nur die 64-GB-Variante "erhältlich", die kleinere Ausführung soll erst zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Fazit

Es besteht kein Zweifel: Auch das OnePlus 2 liefert wieder starke Hardware für – vergleichsweise – wenig Geld. Die Alltagsperformance passt, der Bildschirm stellt ein deutliches Upgrade gegenüber dem Vorgänger dar, der Fingerprint-Reader funktioniert bestens. Doch auch selbst, wenn man lächerliche Marketingsprüche wie "2016 Flagship Killer" außer acht lässt, holt die aktuelle Hardwaregeneration OnePlus auf den Boden der Tatsachen zurück.

Mit aktuellen Top-Geräten von Samsung oder LG kann man alleine schon bei der Kamera nicht mithalten, die Entscheidung weder NFC, noch Quick Charging, Wireless Charging oder einen MicroSD-Slot zu verbauen, werden einen Teil der Zielgruppe abschrecken. Und die Wahl des Snapdragon 810 war schlicht ein Fehler, OnePlus hätte hier besser dem Vorbild von LG folgen und den weniger problembehafteten Snapdragon 808 wählen sollen. Dazu kommt, dass auch andere Hersteller – etwa Motorola – mit dem Preis ihrer Top-Geräte hinuntergehen. Der Preis/Leisungsabstand zur Konkurrenz schmilzt also. (Andreas Proschofsky, 16.8.2015)