Die Grazer Wohnungsstadträtin Elke Kahr wohnt mit ihrem Lebensgefährten in einem Altbau im Bezirk Gries. Eigentlich will sie nicht umziehen, doch das wird sich wohl nicht vermeiden lassen, erfuhr Martin Putschögl.

"Ich bin in meinem Leben schon elfmal umgezogen. Meine erste eigene Wohnung habe ich mit 18 Jahren bezogen. Das war eine Einzimmerwohnung mit Küche, ohne Bad und mit WC auf dem Gang. Für den Anfang hat das gereicht. Mieten bin ich nie schuldig geblieben.

Elke Kahr in der Küche ihrer 85-Quadratmeter-Wohnung in Graz. Die Stadträtin für Wohnangelegenheiten liebt Altbauten und Balkone, "weil's in erster Linie gemütlich sein muss". (Bildansicht durch Klick vergrößern)
Foto: Erwin Scheriau

Jetzt wohne ich mit meinem Mann in einem Altbau im Grazer Bezirk Gries. Die Wohnung liegt im zweiten Stock, und wir haben sie vor zehn Jahren bezogen – damals noch gemeinsam mit unserem Sohn und meiner Mutter. Wir leben hier mit vielen Büchern, Schallplatten und CDs. Das ist uns wichtig, und wir fühlen uns in unserer Wohnung sehr wohl.

Die Wohnung ist davor lange leer gestanden, weil niemand gerne gegenüber dem Männerwohnheim wohnen wollte. So erzählte es uns zumindest damals die Maklerin.

Unser Vermieter kennt uns und weiß über unsere politische Arbeit Bescheid. Probleme mit dem Vermieter oder mit Nachbarn hatten wir in den ganzen zehn Jahren nicht. Ein freundlicher Umgang mit Nachbarn ist mir persönlich sehr wichtig, und ich hoffe, dass ich in all den Jahrzehnten mit meinem Wohnverhalten niemanden gestört habe. Beschwerden sind mir diesbezüglich zumindest keine in Erinnerung.

Wir zahlen 807 Euro für unsere 85 Quadratmeter große Wohnung, inklusive Betriebskosten und ohne Heizung. Bis vor kurzem dachte ich, wir könnten in dieser Wohnung alt werden. Auf Dauer fürchte ich jedoch, dass wir uns die Wohnung zu zweit nicht mehr leisten werden können. Unsere Kinder, Maria und Franz, sind zwar schon erwachsen, brauchen das eine oder andere Mal aber trotzdem noch eine finanzielle Hilfe. Franz ist derzeit im dritten Lehrjahr, seine Freundin Nina arbeitet in der Pflege. Sie wohnen auf 58 Quadratmetern und zahlen dafür auch 700 Euro.

Unsere derzeitige Wohnung ist aber auch deshalb keine Dauerlösung, weil meine Mutter es kaum mehr zu uns herauf in den zweiten Stock schafft. Wir haben hier nämlich keinen Lift. Sie lebt zwar mittlerweile in einem Heim, ist aber an den Wochenenden immer bei mir. In den nächsten Jahren wird also wohl eine Wohnung gefragt sein, die günstiger, kleiner und wenn möglich auch barrierefrei ist.

Ich bin auch eine ausgesprochene Pflanzenliebhaberin und habe eine gute Hand fürs Gärtnern. Deswegen ist mir ein Balkon eigentlich wichtiger als ein Zimmer mehr oder weniger.

Ich liebe außerdem Altbauten und alte Zinshäuser und möchte das nicht gegen eine Neubauwohnung tauschen – auch wenn man im Neubau jetzt sehr viel Wert auf Terrassen und Balkone legt. Eine Wohnung muss für mich in erster Linie gemütlich sein. Was ich überhaupt nicht mag, ist, wenn eine Wohnung steril ist. Man muss sehen, dass hier jemand lebt.

Eine Eigentumswohnung? Nein, so etwas kommt für mich nicht infrage. Abgesehen davon, dass ich das Startkapital dazu nicht habe, möchte ich keinen großen Kredit aufnehmen und von einer Bank abhängig sein. Franz ist jetzt 66 Jahre alt, ich bin 54. Man weiß nie, wie lange man lebt, und ich will meinen Angehörigen keine Schulden hinterlassen. Da bin ich sehr eigenbrötlerisch, kann aber jeden gut verstehen, der das anders sieht.

Am liebsten wohne ich in den Bezirken Gries oder Lend. In diesen zwei Arbeiterbezirken bin ich aufgewachsen und habe hier einen Großteil meines Lebens verbracht. Diese Bezirke sind mir einfach vertraut. Hier fühle ich mich daheim. Mein Mann sieht das ähnlich, und deshalb denke ich, dass wir in einem dieser beiden Bezirke gemeinsam noch älter werden." (Martin Putschögl, 17.8.2015)