Latakiya – Radikalislamistische Rebellengruppen rücken in Syrien weiter auf die Küstenprovinz Latakiya vor. Aktivisten und die staatliche Nachrichtenagentur SANA meldeten übereinstimmend Raketenangriffe auf die gleichnamige Hafenstadt. Der Iran und Russland warben unterdessen in Damaskus und Moskau für eine neue Friedensinitiative in dem seit mehr als vier Jahren andauernden Konflikt.

Nach SANA-Angaben wurden bei den Angriffen auf Latakiya mindestens zwei Menschen getötet und 13 weitere verletzt. Das Rebellenbündnis "Armee des Islams" erklärte, es habe auch den Präsidentenpalast in der Provinz unter Beschuss genommen. Latakiya war bisher vom Bürgerkrieg großteils verschont geblieben. Die Region gilt als Kernland der schiitischen Alawiten – zu denen auch Präsident Bashar al-Assad gehört. Die Mehrheit der Syrer ist sunnitisch. Der Bürgerkrieg hat nach UN-Schätzungen bereits einer Viertelmillion Menschen das Leben gekostet.

Neuer Friedensplan

Der Iran und Russland machten sich unterdessen in Gesprächen mit der syrischen Regierung und der Opposition für einen neuen Friedensplan stark. Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif wurde laut staatlichen Medien in Damaskus von Präsident Assad empfangen. Der Iran hatte schon vor dem Atomabkommen vom 14. Juli angekündigt, dass er nach einer Einigung auch politisch, besonders bei regionalen Krisen, mit dem Westen zusammenarbeiten würde.

Informierten Kreisen in Teheran zufolge sieht der Friedensplan für Syrien eine Verfassungsänderung vor, um mehr Demokratie ermöglichen. Diplomatische Verhandlungen zwischen allen Parteien sollten zu einer Regierung führen, in der auch die gemäßigte syrische Opposition vertreten ist. Assad soll nicht um jeden Preis an der Macht bleiben, er und seine Baath-Partei sollten aber an Wahlen und an einer möglichen Koalition mitwirken können. Die syrische Opposition, die Türkei, Saudi-Arabien und die USA lehnen aber genau diesen Punkt ab.

Russland – neben dem Iran wichtigster Verbündeter Assads – machte sich für den Plan einer "Allianz der Gleichgesinnten" im Krieg gegen die jihadistische Organisation "Islamischer Staat" (IS) stark. Die oppositionelle Nationale Syrische Koalition (NSC) lehnt dies ab, wie der Chef des als gemäßigt geltenden syrischen Bündnisses, Khaled Khoja (Chodscha), bei einem Besuch in Moskau der Agentur Interfax sagte. In der russischen Hauptstadt war im Laufe des Tages ein Gespräch mit Außenminister Sergej Lawrow geplant. Russland will die syrische und die irakische Armee sowie die Kurden in einer Koalition gegen den IS vereinen und mit einem Mandat des UNO-Sicherheitsrates ausstatten. (APA, 13.8.2015)