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Kim Jong Un hält nach neuen Kontakten Ausschau. Ob er auch einen Tinder-Account hat, ist nicht bekannt.

Foto: KCNA / REUTERS

Wer in der PR-Abteilung eines Unternehmens arbeitet, muss eine dicke Haut haben. Denn während man sich selbst einen nicht versiegen wollenden Strom lobpreisender Berichterstattung wünscht, sieht die Realität anders aus. Der mit kritischen Artikeln verbundene Ärger gehört also zur Jobbeschreibung. Meist wird so etwas stillschweigend hingenommen, manchmal erfolgt ein erboster Anruf beim jeweiligen Journalisten. Die Betreiber der Dating-App Tinder haben sich nun zu einer anderen Herangehensweise entschlossen – und damit unabsichtlich zum Amüsement zahlreicher Web-Nutzer beigetragen.

Auslöser

Als Reaktion auf einen Artikel im Magazin "Vanity Fair" folgte so etwas wie eine öffentliche Kernschmelze des Unternehmens auf Twitter. Die Journalistin Nancy Jo Sales hatte Tinder als Vorboten der "Dating Apocalypse" bezeichnet, bei der es nicht mehr um Beziehungen, sondern nur mehr um oberflächlichen Sex gehe. Tinder reagierte darauf mit einer Welle an Tweets, die von einem sich kontinuierlich steigernden Absurditätslevel gezeichnet waren.

Dem persönlichen Angriff gegen die Autorin – diese hätte sich vorab an Tinder wenden müssen, so die Vorstellung des Unternehmens – folgten zahlreiche Tweets, die die gesellschaftspolitische Relevanz der App verdeutlichen sollen. Dies mündete in die Aufforderung, dass Interessierte sich doch einmal mit den zahlreichen Tinder-Nutzern in China und Nordkorea unterhalten sollen, die die Plattform für persönliche Kontakte nutzen würden, da dort Facebook blockiert sei. Gefolgt von dem trotzig vorgetragenen Silicon-Valley-Start-up-Klischee, dass man sich auch von diesem Artikel nicht davon abhalten lassen werde, etwas zu bauen, das die Welt verändere.

Die gesamte Abfolge an Tweets kann auf dem offiziellen Twitter-Account des Unternehmens nachgelesen werden. Mit etwas Abstand reagierte das Unternehmen dann auch wieder auf Presseanfragen. Darin heißt es nun, dass man wohl etwas überreagiert habe, die prinzipielle Kritik hält man aber aufrecht. Zahlen zur Tinder-Nutzung in Nordkorea wollte man aber auch auf wiederholte Nachfrage nicht liefern. (red, 13.8.2015)