Während ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka auf seiner "Einkaufstour" im Team Stronach medial da und dort in den Machiavelli'schen Himmel als Superstratege gehoben wurde, fiel eigentlich kaum auf, dass in seiner eigenen Partei der Applaus für den Mandatszugewinn durch die zugewanderten Stronachisten weitgehend ausgeblieben ist.

Das betretene Schweigen seiner Parteifreunde hat einen guten Grund. Sie wollten ihm nicht öffentlich in die Parade fahren, obwohl sie stinksauer sind. Quer durch die Partei halten sie von dieser Winkelzügepolitik der Marke Lopatka so ziemlich gar nichts, wie Recherchen des Standard in den Bundesländern ergaben. Man fürchtet um das Image der Volkspartei, dass sie auf das "moralische Niveau" der Stronach-Truppe falle. Eine derartige Basarpolitik sei einer staatstragenden Partei unwürdig. Man schämt sich, will dies aber nicht allzu öffentlich kundtun, um nicht den Eindruck zu erwecken, jetzt bröselt's auch schon in der ÖVP wie beim Koalitionspartner SPÖ.

Gut möglich, dass sich Lopatka mit seinen strategischen Späßchen diesmal selbst überdribbelt hat, zu weit gegangen ist und der ÖVP mehr Zores als Nutzen und Machtgewinn eingehandelt hat. Parteichef Reinhold Mitterlehner muss jedenfalls bald einmal aus der Versenkung kommen und Tacheles reden, sonst könnte seine Partei wirklich ungemütlich werden. Es wäre nicht das erste Mal. (Walter Müller, 12.8.2015)