Das fängt ja gut an – dieses verbleibende Jahr zur Bestellung des nächsten ORF-Generals. Mit einem "Misstrauensantrag" der ORF-Redakteure gegen den amtierenden Chef Alexander Wrabetz.

Der Anlass: Wrabetz hat einen als ÖVP-Wunsch geltenden Ö3-Journalisten zum Wirtschaftsressortchef Radio gemacht. Zwei von vier Juroren wurden kurz vor dem offiziellen Hearing ausgewechselt. Der einzige Kandidat ohne nennenswerte Erfahrung in einem Wirtschaftsressort wurde erstgereiht. Der zuständige Radiodirektor machte daraufhin keinen Besetzungsvorschlag, wie ihn das Redakteursstatut vorsieht. Der ORF-General bestellt den Wecker-Mann ohne Anhörung der Redakteure, die das Statut ebenfalls vorsieht. Nun verlangen die Redakteure ein internes Schiedsgericht dazu.

Die Ressortleitung ist befristet – bis die gesamte ORF- Information von TV, Radio und Digitalmedien in einem Newsroom, in einer Führungsstruktur vereint werden soll, jedenfalls nach bisherigen Plänen. Bis dahin wollten ÖVP-Stiftungsräte die Radio-Ressortleitung eigentlich gar nicht mehr besetzt wissen – über die Besetzung kamen bisher dennoch keine Beschwerden.

Die Radio-Ressortleitung ist ein winziger Vorgeschmack auf ein Jahr Geschäfte über den und mit dem nächsten General in einem ORF-Stiftungsrat mit vielerlei Interessen – partei- und machtpolitischen, regionalen, persönlichen. (Harald Fidler, 12.8.2015)