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Deutschlands Regierungsflotte steht nicht nur Kanzlern zur Verfügung.

Foto: EPA/MICHAEL KAPPELER

Berlin – Die SPD-Debatte über einen eigenen Kanzlerkandidaten hat die deutschen Sozialdemokraten in der Wählergunst weiter zurückgeworfen. In zwei am Mittwoch veröffentlichten Umfragen für "Stern" und RTL sowie für "Bild" büßte die SPD erneut Punkte ein und käme auf 23 Prozent, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. 2013 hatte die Partei 25,7 Prozent erreicht.

Die Debatte über die Kanzlerkandidatur habe den Bürgern gezeigt, dass die Personaldecke der SPD extrem dünn sei, sagte der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, dem "Stern". Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel für die CDU 2017 wohl wieder antrete, fänden die Deutschen "alles andere als erschreckend".

Gabriel am Boden

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel fiel auch im direkten Vergleich mit Merkel weiter zurück. Bei der Kanzlerpräferenz liegt die Amtsinhaberin laut Forsa-Erhebung mit 55 Prozent nun 43 Prozentpunkte vor dem Vizekanzler und Wirtschaftsminister, der bei einer Direktwahl auf zwölf Prozent käme. Das seien zwei Punkte weniger als in der Vorwoche. Selbst unter SPD-Anhängern fiele die Kanzlerwahl mit 39 zu 37 Prozent für Merkel aus.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und die Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann hatten eine Debatte ausgelöst, ob die SPD angesichts derzeit geringer Erfolgsaussichten überhaupt einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen sollte. Die Juso-Chefin forderte zudem eine Urwahl der Parteibasis über den Kanzlerkandidaten und verband dies mit dem Vorwurf, 2013 sei der Kandidat im kleinen Kreis ausgekungelt worden. Vorgeschlagen worden war Peer Steinbrück von Gabriel – dem diese Aufgabe als Parteichef laut Parteisatzung zufällt.

Union stark

Gabriel hatte sich am Wochenende in die Debatte eingeschaltet und gesagt, die SPD werde einen Kandidaten aufstellen. Zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl mache es aber keinen Sinn, "über Kanzlerkandidaten zu philosophieren". Für eine Urwahl sei er wie vor der vorigen Bundestagswahl offen. Dafür müsse es aber mehr als nur einen Kandidaten geben. In der SPD wird weithin erwartet, dass Gabriel antreten wird.

Die Union kommt in beiden Umfragen weiter deutlich über 40 Prozent. Während sie bei Forsa um zwei Punkte auf 43 Prozent zulegt, verliert sie in der INSA-Erhebung für "Bild" einen halben Punkt auf 42,5 Prozent. "Die SPD stürzt ab, die Union hat ihren Zenit überschritten, FDP und AfD kommen aus der Talsohle heraus", zitierte "Bild" INSA-Chef Hermann Binkert. Die FDP kommt bei Forsa auf fünf Prozent, womit Schwarz-Gelb eine komfortable Mehrheit vor SPD, Grünen und Linkspartei hätte. Bei INSA legt die FDP 0,5 Punkte auf 4,5 Prozent zu. (APA, 12.8.2015)