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In Grödig hat sich Thorsten Fink geärgert.

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Wien – Thorsten Fink kennt die Gesetze des Wiener Derbys, ohne eines bestritten zu haben. Das ändert sich am Mittwoch, der Trainer der Austria gibt in der ausverkauften Generali Arena sein diesbezügliches Debüt. Den vorausblickenden Text hat der 47-jährige Deutsche intus, er spricht über das Spezielle, betont die Wichtigkeit ("Verlieren ist verboten"), und er geht davon aus, dass es "ein wunderschönes Spiel wird".

Die Ausgangslage ist in der Tat wunderbar. Rapid, der Erste, kommt zur Austria, zum Zweiten. Diese Konstellation hat es zuletzt vor rund acht Jahren gegeben, nur umgekehrt. Am 25. November 2007 war die Austria Erster, nach dem kaum Historischen 0:0 ist sie es geblieben. Es war eine Partie der 20. Runde. Die Liga 2015/16 ist erst drei Spieltage alt, aber gewisse Tendenzen sind erkennbar. Weder die Austria noch Rapid werden in Abstiegsgefahr geraten.

Es ist nicht so, dass Fink die Taktik ausplaudert, er ist ja gegen keine Traverse gelaufen. Er belässt es beim Prinzipellen. "Wir brauchen einen kühlen Kopf und ein heißes Herz." Und dann lobt er Rapid, aus Überzeugung ("sehr, sehr stark, wichtig für ganz Österreich"), nicht aus Unterwürfigkeit oder um einem etwaigen Schaden vorzubeugen. Denn wie lautet das fünfte Derbygesetz, es könnte auch das vierte oder sechste sein: "Es gibt keinen Favoriten."

Wissender Zahler

Fink geht davon aus, "dass der Ballbesitz ausgeglichen ist. Das hängt natürlich auch vom Spielstand ab." Er schließt nicht aus, den 21-jährigen Kevin Friesenbichler als Stoßstürmer beginnen zu lassen. Innenvereidiger Lukas Rotpuller ist gesperrt, er wurde beim 2:2 in Grödig ausgeschlossen. Fink hat aus Wut über die Dummheit seines Spielers gegen eine Wasserflasche getreten, er wurde auf die Tribüne verbannt und vom Strafsenat zu einer Geldstrafe in der Höhe von 200 Euro verurteilt. "Diese Summe zahle ich selbstverständlich selbst, interessiert mich vor dem Derby aber nicht." Fink ist nicht entgangen, dass Rapid mit Florian Kainz und Philipp Schobesberger (sofern er nicht auf der Bank sitzt) extrem schnelle Flügel hat. Christoph Martschinko und Fabian Koch sollen die beiden anrennen lassen. Der Trainer sieht die Austria auf einem guten Weg. "Obwohl wir nach wie vor Fehler machen, aber das ist in dieser Phase normal."

Rapid hat einen Lauf, das 3:2 in der Champions-League-Quali bei Ajax Amsterdam war der bisherige Höhepunkt. Andrerseits sind die Grünweißen nach wie vor in der Lage, herzerfrischend schlechten Fußball zu zeigen. Die erste Halbzeit gegen den Wolfsberger AC hat sogar Trainer Zoran Barisic entsetzt, sie war ein Irrtum. Wobei sie nicht zuletzt aufgrund eines Abseitstores folgenlos geblieben ist, aus dem 0:1 ein 2:1 gemacht wurde. Was Barisic wiederum relativ begeistert hat.

Wissender Redner

Die Tabellensituation ist ihm "momentan wurscht, es geht jetzt nur ums Derby". Seine Mannschaft besitze große Qualität in der Breite, das mache die Sache nicht einfacher, gute Fußballer hätten nicht einmal Platz auf der Bank. "Das tut weh, aber ich bin Trainer, kein Animateur." Der Respekt vor der Austria sei groß: "Es ist dank Fink eine andere Energie drin." Barisic kennt den Derby-Text in- und auswendig, er ist ein alter Hase. Man könnte ihn aus dem Tiefschlaf reißen, er würde sofort "es gibt keinen Favoriten" sagen.

Vor der Partie wird im Megastore der Austria eine Sonderausstellung zum 60. Geburtstag von Herbert Prohaska, für den es übrigens auch keinen Favoriten gibt, eröffnet. Fink hat sich bestens eingelebt. "Mit gefällt die Stadt, mir gefällt das Land, mir gefällt der Fußball hier. Er ist besser und weiter, als manche glauben." Das Wohlbefinden könne durch einen Derbysieg gesteigert werden. "Ich weiß, worum es geht." (Christian Hackl – 11.8. 2015)

Mögliche Aufstellungen:

FK Austria Wien – SK Rapid Wien (Wien, Generali-Arena, 20.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Hameter). Saisonergebnisse 2014/15: 2:2 (h), 3:2 (a), 2:1 (h), 1:4 (a).

Austria: Almer – Koch, Sikov, Stronati, Martschinko – Vukojevic, Holzhauser – Gorgon, Grünwald, Kayode – Zulechner

Ersatz: Hadzikic – Stark, De Paula, Salamon, Serbest, Meilinger, Kehat, Friesenbichler

Es fehlen: Rotpuller (gesperrt), Windbichler (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich), Larsen (im Aufbautraining), Ronivaldo (Schambeinentzündung)

Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Petsos, Grahovac – Schaub, S. Hofmann, F. Kainz – Beric

Ersatz: Strebinger – Schimpelsberger, M. Hofmann, Schwab, Nutz, Schobesberger, Huspek, Alar, Prosenik

Es fehlen: Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss), Tomi (Muskelverletzung)

Bilanzen vor dem 314. großen Wiener Derby:

Gesamtbilanz: 313 Spiele – 128 Rapid-Siege, 71 Remis, 114 Austria-Siege (Torverhältnis 585:503)