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Pakistanische Sicherheitskräfte an der Grenze zu Afghanistan.

Foto: APA/EPA/AKHTER GULFAM

Kabul/Islamabad/Neu-Delhi – Ashraf Ghani platzte der Kragen. Monatelang hat Afghanistans Präsident das Nachbarland Pakistan in der Hoffnung hofiert und umworben, dass Islamabad die Taliban zu Verhandlungen zwingt. Stattdessen erlebte die Hauptstadt Kabul nun die blutigsten Tage seit Jahren. "Wir können nicht länger zusehen, wie unser Volk in einem Krieg blutet, der uns von außen aufgedrängt wird", sagte er.

Der präsidiale Wutausbruch zeigt, wie blank die Nerven liegen. Und das nicht ohne Grund: Zunächst wurden in Kabul mehr als 50 Menschen getötet und 300 verletzt. Am Montag starben dann fünf Menschen bei einer Attacke auf den Flughafen. Und fast im ganzen Land wird die Sicherheitslage immer schlechter. Erstmals wies Ghani Pakistan offen eine Mitschuld zu. Pakistan beherberge Trainingscamps für Selbstmordattentäter sowie Bombenfabriken.

Kerry beschwichtigt

So aufgebracht war Afghanistans Präsident, dass sich US-Außenminister John Kerry genötigt sah, die Gemüter zu beruhigen. Afghanistan und Pakistan müssten "zusammenarbeiten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, den gewalttätigen Extremismus zu besiegen", erklärte sein Sprecher John Kirby.

Tatsächlich bleibt Ghani kaum eine andere Wahl, als die Hilfe Pakistans zu suchen, will er das Blutvergießen beenden. Es ist Islamabad, das den Schlüssel zum Frieden am Hindukusch in den Händen hält. Seit dem Sturz der Taliban 2011 soll es deren Führungsspitze gewissermaßen Asyl gewähren und, so glauben viele Beobachter, durchaus großen Einfluss auf seine "strategischen Schätze" haben.

Strategie vorerst gescheitert

Ghani hat daher versucht, sich Islamabad anzunähern. Zunächst schien sein Plan aufzugehen. Unter Vermittlung Pakistans war es am 7. Juli zu einem ersten Gespräch zwischen Vertretern der Taliban und der afghanischen Regierung gekommen. Doch seit dem Führungswechsel bei den Militanten schwinden die Hoffnungen. Die Heftigkeit der jüngsten Attacken hat Kabul kalt erwischt. Der neue Chef Akhtar Mansur soll gute Kontakte zu Pakistans Militär unterhalten. Allerdings kämpft er auch um seine Autorität in den eigenen Reihen. Eine Reihe hoher Taliban-Führer verweigert ihm die Gefolgschaft.

Das Aus für Friedensgespräche muss dies aber nicht bedeuten. Auch die USA hofften, dass die jüngsten Anschläge den Prozess nicht völlig torpedieren. "Wir wollen Frieden sehen", so Kirby. (Christine Möllhoff, 11.8.2015)