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Andre Tarkowskis "Nostalghia" aus dem Jahre 1983 behandelt das Thema Heimweh, das Gefühl des Verlustes, was beim russischen Regisseur öfters vorkam.


Foto: Picturedesk

Linz – Die Filmregisseure Andrei Tarkowski und Ingmar Bergman verband gegenseitige Wertschätzung. Immerhin halfen Bergman und das Schwedische Filminstitut bei der Realisierung des letzten Tarkowski-Werks Opfer (1985) – einer dezidierten Hommage an Bergman.

Ab den frühen 1980ern arbeitete Tarkowski ausschließlich außerhalb seiner Heimat: in Frankreich, Italien und Schweden. Noch bis in den September hinein widmet das Linzer Moviemento dem Solitär, dem sowjetischen Regisseur eine Retrospektive. Der Sohn des Dichters Arsen Tarkowski erlernte ab 1954 an der Moskauer Filmhochschule bei Michail Romm das Regiehandwerk. Sein erster langer Spielfilm, Iwans Kindheit (1962), zeigt schon Züge seiner späteren Poetik. Andrej Rubljow (1966) lag in der Sowjetunion lange auf Eis, wurde dort erst 1972 aufgeführt. Kein Wunder, vom sozialistischen Realismus ist Tarkowski so weit entfernt wie etwa die Erde vom Mars.

Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich

Planeten werden denn auch Thema seines nächsten Films: Solaris (1972, heute und morgen in Linz) entstand nach einem Roman von Stanislaw Lem – einer Reflexion über die Idee, dass der Mensch nicht das Weltall und ferne Planeten sucht, sondern einen Spiegel seiner selbst, und darüber, dass Kommunikation eigentlich nicht möglich ist. Konfrontiert mit der eigenen Psyche und Vergangenheit, setzt ein Zerfallsprozess ein, der auch die Verfassung der Kosmonauten erfasst. In einer Woche läuft der autobiografisch gefärbte Film Der Spiegel (1973-1975). Ein immer wiederkehrendes Thema bei Tarkowski ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. In Nostalghia (1982/83) folgt Schriftsteller Andrei den Spuren eines russischen Komponisten in Italien.

Der Film thematisiert die Entwurzelung des Protagonisten, die Melancholie über den Verlust der Heimat. In Stalker (1978/79) streift wieder das Science-Fiction-Genre – ganz eigen. Denn es geht um den psychologischen Subtext: In einer apokalyptischen Endzeit reisen drei Männer in eine mysteriöse "Zone", um den Ort zu finden, an dem sich angeblich alle Wünsche erfüllen. (Gerhard Dorfi, 11.8.2015)