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Edie Campbell mit Vokuhila: Bei der Chanel-Show im März ...

Foto: Reuters/fuentes

... und in der aktuellen Kampagne für die Studio-Line von H&M.

Foto: H&M

Man braucht nicht lange drum herumzureden: Diese Frisur hat einen Image-Schaden. Vorne kurz, hinten lang, das weckt in den meisten Köpfen ungute Erinnerungen. An die Fußballspieler der Achtziger, an Rudi Völler, an Toni Polster, denen damals beim Torejagen lockige Flokatis hinterherwehten. An Andre Agassi, der seinen irren Schopf mit bunten Bändern bändigte. An, ach ja, Dieter Bohlen, George Michael, Hartmut Engler oder Stadionrocker Bono. Und nicht zuletzt an die Krocha der späten Nullerjahre. Wenn man so will, setzten die dem Vokuhila ein trashiges Krönchen auf. Mit Neonfarben, Blondierungen und ausrasierten Mustern. Dem Selbstbräuner musste eben was entgegengesetzt werden.

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Toni Polster mit Vokuhila im Jahr 1998.
Foto: Reuters/Gautreau

Das alles wollen wir jetzt aber einfach mal vergessen. Und uns stattdessen an die anderen, die frühen Vokuhilas erinnern. An David Bowie, der auf seinem Kopf schon Anfang der Siebziger ein orangerotes, kunstvoll durchgestuftes Gefieder stehen ließ. Oder an Patti Smith, der in ihrer Karriere nicht allzu viele modische Verirrungen unterlaufen sind. Die Modebranche ist nämlich wieder einmal mit dem Vokuhila ins Geschäft gekommen: Seit einiger Zeit geistert das Prinzip "vorne kurz, hinten lang" durch die Kampagnen und über die Laufstege.

David Bowie, rotgefiedert in "Life On Mars?"
emimusic

Einer dieser modischen Überzeugungstäter ist der bald 82-jährige Karl Lagerfeld, der sich mit seinem Zopf zumindest dem "hinten lang" ja auch persönlich verpflichtet fühlt. Er warb Kristen Stewart, die sich zuletzt 2009 mit einem beeindruckenden Vokuhila in der Öffentlichkeit blicken ließ, für eine Chanel-Kampagne an. Darin posierte die amerikanische Schauspielerin mit locker durchgestufter Mähne.

Kristen Stewart in einer Werbung für Chanel.

Unangefochtene Nummer eins unter den ansehnlichen Vokuhilas ist allerdings das britische Model Edie Campbell. Sie landete Ende 2013 mit einem schwarzen Strähnengezupfel à la Joan Jet auf dem Cover der deutschen "Vogue".

Diese Mode-Ansage aus München ist zum Mainstream bislang nicht vorgedrungen. Und das, obwohl die österreichischen Friseure längst ungeduldig mit den Scheren klappern. Die Klipp-Kette prognostizierte schon 2014 den Vokuhila. Aber vielleicht tut sich ja jetzt was. H&M ließ gerade erst Edie Campbells blonden Vokuhila für eine Kampagne ran. Vorne kurz, hinten lang, vielleicht wäre das ja was für den Herbst. Denn noch ist's ein bisschen früh: Wer will im Sommer schon eine Haarmatte im Nacken kleben haben? (Anne Feldkamp, 12.8.2015)