Vatikanstadt – Die italienische Kirche hat Europas Umgang mit Flüchtlingen kritisiert. Aber auch die Aussagen populistischer Parteien in Italien, die mit Nachdruck Maßnahmen zur Einschränkung des Flüchtlingsstroms aus Nordafrika verlangen, stießen bei den Teilnehmern einer Tagung der italienischen Bischofskonferenz im Vatikan am Montagabend auf wenig Verständnis.

Mit scharfen Tönen warnte der Sekretär der italienischen Bischofskonferenz CEI, Nunzio Galantino, vor Politikern, die Ausländerhass schüren, um Wählerstimmen zu ergattern. "Ich verstehe, dass es schwierig ist, Migranten aufzunehmen – in unsere Wohnungen und unsere Herzen", erklärte Galantino.

"Mehr Offenheit"

Die Zahl der Migranten, die Italien bisher aufgenommen habe, sei jedoch wesentlich geringer als jene anderer Länder. Jordanien mit einer Bevölkerung von 6,5 Millionen Menschen habe beispielsweise 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, so der Bischof. Italiens Episkopatschef Angelo Bagnasco klagte zudem wegen der "Gleichgültigkeit" angesichts der verzweifelten Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Hunger flüchten. Er rief Europa auf, mehr Offenheit zu beweisen.

Der Chef der ausländerfeindlichen Oppositionspartei Lega Nord, Matteo Salvini, kritisiert die Aussagen der beiden Geistlichen. "Wer die illegale Flüchtlingsinvasion, die Italien ruiniert, verteidigt, begreift die wahre Situation nicht. Wir können nicht alle Flüchtlinge aufnehmen", sagte Salvini.

"Strengere Regeln"

Populistische Parteien drängen in Italien auf strengere Regeln bei der Vergabe von Aufenthaltsgenehmigungen für Flüchtlinge. Für heftige Diskussionen sorgte zuletzt die populistische Oppositionspartei "Fünf Sterne". Italien solle die Aufenthaltsgenehmigungen aus humanitären Gründen einschränken. Nur Italien gewähre diese in so großer Zahl. Zudem sollte ein "effizientes System für eine Zwangsabschiebung von Migranten" garantiert werden, deren Asylantrag abgelehnt wurde, lauteten die Vorschläge der Gruppierung.

Jeder zweite Asylantrag würde demnach in Italien Migranten gewährt, die laut internationalen Verträgen kein Recht auf einen Flüchtlingsstatus hätten. Auf diese Weise würde Italien viel mehr Flüchtlinge als andere EU-Partner aufnehmen.

Albaner am häufigsten abgeschoben

8.497 Migranten sind seit dem 31. Juli 2014 aus Italien ausgewiesen worden. Bei weiteren 9.571 konnte die beschlossene Abschiebung nicht stattfinden, weil die Migranten untergetaucht sind, teilte das italienische Innenministerium mit. 3.250 Albaner wurden seit dem 31. Juli 2014 aus Italien ausgewiesen. Sie machen die stärkste Gruppe unter den Migranten aus, die aus Italien abgeschoben wurden. Es folgen Tunesier (921) und Marokkaner (680). (APA, 11.8.2015)