Die (von der Sozialversicherung bezahlte) Kur ist das unveräußerliche Recht jedes wahren Österreichers. Einwände bezüglich mangelnden nachhaltigen Kurerfolgs, Begünstigung bestimmter Berufsgruppen und dubioser Verordnungen sind vielleicht berechtigt, aber volkspsychologisch falsch.

Wir reden hier nicht von Rehab. Da geht es um Nachsorge nach echten Erkrankungen. Es geht um die Kur, die bei "Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates", bei Übergewicht mit entsprechenden Folgen und manchmal einfach so verschrieben wird. Weil zum Beispiel der Personalvertreter mit einer Liste durch die Büros gegangen ist und gesagt hat: "Kollege/Kollegin, du warst no net auf Kur ..."

Bei der Kur kommt man einmal weg von allem (auch von der eigenen Familie), trifft neue Leute und hält sich in schönen Gegenden auf. Der erfahrene Kurant weiß, wie man vermeidet, für die Mahlzeiten an den Tisch gesetzt zu werden, wo einer anfängt mit "I versteh ja nix von Politik, aber ...". Oder wie man die rührenden Vorschläge von Kurarzt/Kurärztin für ein gesünderes Leben voll kooperativ abperlen lässt. Oder wo bei der Therme die besten Heurigen sind.

Die Kur ist "subventionierter Quasiurlaub", wie der neue Sozialversicherungschef meint? Nein, sie ist Austrokulturerbe. Gleich wird sich Strache melden und sagen, er garantiert die Kur. Lassts uns die Kur! Mir haben ja sonst nix. (Hans Rauscher, 10.8.2015)