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Apeiron-Gründer Josef Penninger (links) mit den Geschäftsführern Hans Loibner (Apeiron) und Werner Lanthaler (Evotec).

Foto: APEIRON Biologics AG/APA-Fotoservice/Preiss

Wien – Während international die Biotechnologiebranche boomt, grundelt diese in Österreich vergleichsweise dahin. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Beratergruppe Ernst & Young hervor.

Einer globalen Steigerung des Nettogewinns um satte 231 Prozent stehen in der heimischen Branche steigende Verluste gegenüber. Ausnahmen bestätigen jedoch auch in diesem Fall die Regel: Das Wiener Biotech-Unternehmen Apeiron Biologics hat gemeinsam mit dem Hamburger Forschungsunternehmen Evotec eine hunderte Millionen Euro schwere Kooperation mit dem französischen Pharmariesen Sanofi an Land gezogen. Zusammen wollen die drei Unternehmen nun neue Immuntherapien gegen Krebs entwickeln.

Checkpoints

Vor zehn Jahren wurde Apeiron von Josef Penninger, dem wissenschaftlichen Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA), der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gegründet. Von Beginn an stellte der Genetiker die Forschung an immunologischen Krebstherapien in den Mittelpunkt der Arbeit des Biotech-Unternehmens.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass das Immunsystem von verschiedenen Mechanismen, sogenannten Checkpoints, geregelt wird, entwickeln derzeit zahlreiche Forschungseinrichtungen weltweit Wirkstoffe, die diese Bremsen der Immunabwehr ausschalten könnten. Die Krebszellen, die vom Körper normalerweise nicht als fremd erkannt und angegriffen werden, können so eliminiert werden.

Im Falle Apeirons ist die Entwicklung eines solchen Wirkstoffes in Zusammenarbeit mit Evotec bereits so fortgeschritten und vielversprechend, dass Sanofi die weitere Forschung der Unternehmen finanzieren wird. Für das Projekt APN411 werden nun an fixen Erfolgsmeilensteinen mehr als 200 Millionen Euro an die Partner fließen. Außerdem wurde eine Umsatzbeteiligung vereinbart.

Nadel im Heuhaufen

In den vergangenen Jahren wurden von der Firma Evotec rund 100.000 Substanzen auf ihre Wirksamkeit gescreent. Dabei wurden Moleküle identifiziert, die das Potenzial haben, bestimmte Krebsarten wie Melanome zu bekämpfen, während zum Beispiel bei Darmkrebs andere Checkpoints und die dazugehörigen Blockadesubstanzen erst gefunden werden müssen. Die Moleküle werden anschließend unter der Führung des Projektleiters Günther Lametschwandtner von Apeiron genauer analysiert.

Das Ziel ist die Markteinführung eines in Pillenform oral zu verabreichenden Mittels. Dies könnte helfen, die Krebsbehandlung von langwierigen, nebenwirkungsreichen Prozeduren in eine patientengerechtere Form zu verändern und so der Diagnose Krebs zu einem Teil den Schrecken zu nehmen.

Dass Wien nun entgegen dem Trend Standort für ein zukunftweisendes Projekt in der Krebsforschung wird, ändert trotzdem wenig am schwierigen Stand der heimischen Spitzenforschung. Die Firma Apeiron selbst hat bislang für ihre Projekte öffentliche Forschungsförderungen erhalten und wird voraussichtlich auch weiterhin FFG-Fördergelder erhalten. Eine darüber hinausgehende, zusätzliche Finanzierung über österreichische oder europäische Fördergelder strebt die neue Projektpartnerschaft jedoch nicht an, auch über Penningers IMBA sollen keine staatlichen Gelder in die Entwicklung laufen. (Michael Vosatka, 10.8.2015)