Blick auf das Gelände der Sicherheitsakademie: rechts das offizielle Flüchtlingszeltlager, links die Busse. Im Gebäude selbst sind rund 300 Frauen und Kinder untergebracht.

Christa Minkin

Durch das Eingangstor zur Siak sind die Busse ebenfalls zu sehen.

Christa Minkin

Ein Blick über die hohe Mauer zeigt: Auf dem Areal der Sicherheitsakademie der Polizei (Siak) in Traiskirchen, die an das Flüchtlingslager angrenzt, stehen elf Post- und Reisebusse. Sie stünden neu ankommenden Flüchtlingen als "Warteräume" zur Verfügung, bis diese erstbefragt und gesundenuntersucht seien, heißt es aus dem Innenministerium.

Die Businsassen seien auf dem Gelände rund um die Fahrzeuge eingesperrt – ohne Informationen, wie es mit ihnen weitergehen werde, beschreiben Insider dem STANDARD die Situation. Sie würden auf dem Boden im Freien oder in den Bussen schlafen. Dutzende würden täglich ankommen, darunter Familien mit Kindern.

Fraglich, ob Frist eingehalten wird

Rechtlich kann eine solche Anhaltung bis zu 48 Stunden dauern. Laut Traiskirchen-Kennern ist vor allem an Wochenenden fraglich, ob die Frist eingehalten wird. Das geschehe in allen Fällen, widerspricht man im Ministerium.

An Verpflegung bekommen die Menschen in den Bussen laut Insidern nur ein Lunchpaket pro Tag sowie Mineralwasser in Flaschen. Hygienepakete mit Seife, Waschmittel und Ähnlichem gebe es für sie nicht. Derlei stehe nur jenen Flüchtlingen zu, die im Lager aufgenommen werden.

Auch mit Spenden aus der Zivilbevölkerung könnten sich die Businsassen nicht behelfen. Tatsächlich erscheint es unmöglich, über die hohe Mauer beim Siak-Gelände Zelte oder Hygieneartikel zu reichen, wie das täglich durch den Zaun des Lagerareals passiert, wo immer noch rund 2.000 Personen obdachlos sind.

Keine Windeln für Babys

Eine mit den Zuständen im Lager gut vertraute Person erzählt, dass sich in den Bussen Babys befinden würden. Für sie sei das Ausharren in den zum Teil in der Sonne stehenden Fahrzeugen besonders schlimm. Als Lagermitarbeiter versucht hätten, Windeln zu den Bussen zu bringen, sei ihnen dies verboten worden.

Auch das Legen eines Gartenschlauchs zwecks Frischwasserzufuhr zum Parkplatz habe die Polizei untersagt. Von einem solchen Konflikt sei ihm nichts bekannt, meint dazu Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Frischwasser und Duschen gebe es im Siak-Gebäude: "Die Businsassen können die dortigen Sanitäreinrichtungen mitbenutzen."

Lunchpaket trotz grünen Ausweises

Man sei um einen schnellen Abtransport jener bemüht, die auf dem Siak-Gelände festgehalten werden, sagt Grundböck zum STANDARD. Doch ob die Leute tatsächlich nach spätestens zwei Tagen in Verteilerquartiere kommen, daran lässt ein Lokalaugenschein Zweifel aufkommen.

Beim Eingangstor zur Siak kommen und gehen Flüchtlinge. Ein Security-Mitarbeiter kontrolliert sie und sperrt ihnen das Tor auf. Meist sind es Männer. Dabei wohnen im Siak-Gebäude laut Ministerium derzeit nur Frauen und Kinder.

Die Männer erzählen, dass sie vor drei, vier, fünf, sechs Tagen angekommen und polizeilich aufgenommen worden seien. Sie ziehen die grünen Ausweise, die dies beweisen, aus der Tasche. Trotzdem würden sie am Boden auf dem Siak-Areal schlafen und täglich nur ein Lunchpaket bekommen.

"Ich habe Hunger"

"Ich habe Hunger", sagt ein junger Mann. Ein anderer fragt, wie lange es dauere, bis man den weißen Ausweis erhält, also in die Grundversorgung kommt. Ins Traiskirchner Lager kann er offiziell nicht aufgenommen werden. Dort trat vergangenen Mittwoch ein Aufnahmestopp in Kraft.

Flüchtlinge, die neu ankommen, dürfen nur für die polizeiliche Erstbefragung und den Gesundheitscheck hineingelassen werden. Für die Businsassen in Traiskirchen bedeutet das: Selbst wenn es im Lager noch Betten gäbe, dürften sie diese keinesfalls benutzen. (Irene Brickner, Christa Minkin, 11.8.2015)