User Herbert Ortner hat eine glückliche Katze namens Sofia, die es sich auf der Klimaanlage bequem machen darf.

Foto: Herbert Ortner

Wien – Nicht nur die langen Hitzeperioden sind heuer ungewöhnlich, sondern auch die vielen Tage mit hohen Temperaturen. "In einigen Regionen gab es in den letzten Jahrzehnten pro Jahr noch nie so viele Tage mit mehr als 35 Grad", sagte Robert Klonner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

"Neue Rekorde gibt es zum Beispiel schon an den Wetterstationen Wien Hohe Warte mit zehn Tagen über 35 Grad, St. Pölten mit neun Tagen, Eisenstadt mit sieben Tagen und Bregenz mit drei Tagen über 35 Grad. In Linz-Stadt wurde mit fünf Tagen der Rekord von 2013 eingestellt", sagte Klonner.

15 Tage mit mehr als 35 Grad

Eine weitere Zahl verdeutlicht, wie extrem die Hitze besonders im Osten Österreichs ist: In Wien könnte sich die Zahl der Tage mit mehr als 35 Grad im Laufe der Woche auf 15 erhöhen. "Im gesamten Zeitraum von 2005 bis 2014 gab es an der Wetterstation Wien Hohe Warte insgesamt vierzehn derart extrem heiße Tage", unterstrich der Meteorologe.

Die Klimaexperten der ZAMG sehen vor allem drei Faktoren, die in diesem extrem heißen Sommer zusammenspielen: Erstens ist durch die Klimaerwärmung der vergangenen Jahrzehnte das Temperaturniveau deutlich höher als früher. Zweitens liegt heuer der sehr sonnige und heiße Bereich des subtropischen Hochdruckgürtels weiter im Norden als in durchschnittlichen Jahren. Drittens sind die Böden in Süd- und Mitteleuropa heuer extrem trocken, wodurch der kühlende Effekt durch Verdunstung entfällt und sich auch weniger Gewitter bilden.

Hagel und Dürre schaden Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat durch die Hitze mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. "Der Schaden, den die Landwirtschaft aufgrund extremer Wettersituationen mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel heuer erleidet, wird enorm. Wir rechnen aus heutiger Sicht mit mittlerweile deutlich mehr als 100 Millionen Euro Dürreschäden in der Landwirtschaft. Zudem verzeichnen wir mehr als 30 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft durch die schweren Hagelereignisse bis Ende Juli", sagte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung.

Diese Zwischenbilanz zeige, wie verletzbar die standortgebundene Landwirtschaft ist. "Die eingetretenen Hitzeschäden durch die extrem hohen Temperaturen an den Wüstentagen und die ausbleibenden Niederschläge bei den Ackerkulturen, insbesondere Mais, Kürbis, Sonnenblumen, Sojabohnen sowie Kartoffeln, und dem Grünland sind dramatisch. Betroffen sind vor allem Niederösterreich und das Burgenland, doch auch in anderen Bundesländern spitzt sich die Situation zu", meinte Weinberger.

Hitzewelle könnte am Sonntag enden

Das Wetter in Österreich bleibt auch zumindest bis Freitag hochsommerlich. Im Großteil des Landes liegen die Höchstwerte in den nächsten Tagen zwischen 30 und 38 Grad, wobei es im Osten am heißesten wird. Einige Regenschauer und Gewitter bilden sich in den nächsten Tagen am ehesten in der Westhälfte Österreichs. Erste Signale für ein Ende der Hitzewelle zeigen die Vorhersagemodelle der ZAMG für Sonntag und den Beginn der nächsten Woche.

Klimaanlagen im Dauereinsatz

Die Hitze und der vermehrte Einsatz von Klimaanlagen und Kühlgeräten haben in den vergangenen Tagen den Stromverbrauch in Wien und in Niederösterreich erhöht, er liegt aber nach wie vor unter den Höchstwerten des Winters, hieß es heute aus Wien Energie und EVN. Im Versorgungsgebiet der Wiener Netze wurden am Donnerstag der Vorwoche 33.410 Megawattstunden (MWh) Strom verbraucht. Das entspricht zirka dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 10.000 Haushalten.

Milder Winter sorgt für geringeren Verbrauch

Im heurigen – vergleichsweise milden – Winter lag der höchste Tagesverbrauch im Jänner bei 37.050 MWh und damit um zehn Prozent unter dem Wert von Donnerstag der Vorwoche. Durchschnittlich wird laut Wien Energie im Juli und August um rund 15 Prozent weniger Strom verbraucht als im Winter. Den höchsten jemals gemessenen Winterverbrauch gab es laut Wien Energie am 13. Jänner 2009 mit 40.334 MWh.

Auch im Versorgungsgebiet von Netz Niederösterreich wird mehr Strom verbraucht. Am Nachmittag sei der Verbrauch derzeit um knapp zehn Prozent höher als an üblichen Sommernachmittagen, hieß es aus der EVN. Im Winter werde aber deutlich mehr Strom verbraucht. Aktuell liege die abgerufene Leistung bei rund 1.000 Megawatt (MW), im Winter seien es rund 1.400 MW in diesem Versorgungsgebiet.

Von Dimensionen der USA weit entfernt

An extrem heißen Tagen liefen auch in Wien vermehrt Klimaanlagen, von Dimensionen wie in den USA sei man aber weit entfernt, so die Wien Energie. Die Klimatisierung steige, "aber wir haben die Verbrauchsspitzen beim Strom noch im Winter", heißt es aus der Wien Energie.

Im Juli und August seien wegen der Ferienzeit weniger Menschen in der Stadt, auch aus diesem Grund werde weniger Strom verbraucht als in den Wintermonaten. In der kalten Jahreszeit steige der Stromverbrauch nicht nur wegen der Heizung, auch die Lichter würden länger und häufiger eingeschaltet, die Menschen seien generell mehr zu Hause, und es werde mehr gekocht als gegrillt.

Bei der Klimatisierung von Bürogebäuden oder Krankenhäusern mittels Fernkälte gebe es an Tagen mit 35 Grad plus die dreifache Kühlleistung im Vergleich zu Temperaturen von 25 Grad. Bei der Stromerzeugung aus Wasserkraft gibt es laut Verbund Einschränkungen, diese seien aber in der Bandbreite der üblichen Schwankungen. (APA, 10.8.2015)