Das Internet kennt keine Gnade. Vor allem nicht, wenn es um schlechte Photoshop-Montagen geht. Dies zu spüren bekamen in den vergangenen Tagen die Redakteure des Magazins "Time" sowie dessen Cover-Star Palmer Luckey. Dieser ziert das Titelblatt der aktuellen Ausgabe zum Thema "Virtual Reality" mit einer engelhaften Pose vor dem Hintergrund einer idyllischen Strandaufnahme. In dem dazugehörigen Artikel ergründen die Journalisten des Magazins, weshalb VR Spaß macht und, weshalb es die Welt verändern wird.
Ob beabsichtigt oder nicht: Es dauerte nicht lange, bis das Cover auf Blogportalen und in sozialen Medien die Runde machte und zur Vorlage teils witziger und kreativer Memes wurde. Nicht nur private Personen, auch Branchenleute, Medien wie "The Daily Dot" und Spielhersteller wie Square Enix hatten ihren Spaß an Luckeys Pose.
Spaß und ernste Kritik
Während die Herausgeber des Time Magazine mit einer Sammlung einiger der besten Memes bewiesen, dass man über sich selbst lachen kann, sorgten das Cover und zumindest die Einleitung des Artikels an anderer Stelle für ernste Kritik. Denn sowohl bildlich als auch im Text wird der 22-jährige Oculus VR-Mitbegründer nicht gerade vorteilhaft porträtiert:
"The Daily Dot" sieht darin eine Verunglimpfung sowohl Luckeys als auch des neuen Mediums VR. "Viele Leute sind enttäuscht von der lachhaften Art und Weise, wie VR auf dem Cover und im Artikel porträtiert wird", schreibt die Seite. "Danke, 'Time', für die Propagierung eines überholten Stereotyps eines Silicon-Valley-Nerds."
Muss VR cool aussehen?
Für die britische Videospielseite Eurogamer, die das Cover ebenfalls als "peinlich für Virtual Reality, Oculus und Palmer Luckey" erachtet, spiegele der verpatzte Photoshop allerdings auch eines der Probleme von VR wider. "Mit der Schaffung eines der schlechtesten Photoshops des Jahres, hat 'Time' auch unbeabsichtigt eines der großen Probleme von Virtual Reality auf den Kopf getroffen: Es wird niemals cool sein", so Autor Wesley Yin-Poole.
Eine Aussage, mit der die populäre Gaming-Seite für viele LeserInnen allerdings über das Ziel hinausschießt. Sollte sich VR nur deshalb nicht durchsetzen, weil Menschen sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie beim VR-Erlebnis aussehen als über den Spaß an dem Medium selbst, wäre das ein trauriges Zeichen für die Oberflächlichkeit unserer Spezies, so der Tenor der Kommentare im Eurogamer-Forum. (zw, 10.8.2015)