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Türkische Kampfjets landen nach einem Einsatz im Nordirak in Incirlik.

Foto: AP/Emrah Gurel

Istanbul – Bei türkischen Luftangriffen auf Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak sind nach einem Medienbericht bisher 390 PKK-Kämpfer getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Sonntag unter Berufung auf anonyme türkische Sicherheitsquellen, 400 PKK-Kämpfer seien seit Beginn der Luftschläge vor gut zwei Wochen verletzt worden.

Unter den Toten seien die Anführerin der PKK-Frauenorganisation, rund 30 Kämpferinnen sowie ein PKK-Bataillonskommandeur. Offizielle Angaben der Regierung oder der PKK gab es dazu allerdings nicht.

PKK dementiert

PKK-Mitbegründer Cemil Bayik widersprach am Sonntag diesen Angaben: insgesamt seien nur sieben PKK-Kämpfer ums Leben gekommen und neun verletzt worden, sagte Bayik. Allerdings sei die Zahl der getöteten Zivilisten erheblich. Zur Gesamtzahl der Opfer machte er keine Angaben.

Der Anti-IS-Koalition droht nach Ansicht der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) das Aus, falls die Türkei ihre Luftangriffe gegen PKK-Stellungen im Nordirak weiterführen sollte. "Wir kämpfen alle an der gleichen Front gegen den IS", sagte der operative PKK-Führer Cemil Bayik der ARD bei einem Treffen im nordirakischen Kandil-Gebirge.

"Wenn die US-geführte Koalition sich jetzt aber entscheidet, auf der Seite der Türkei gegen die Kurden zu stehen, dann wird das auch eine Niederlage für die Koalition sein", warnte Bayik. Immerhin sei die PKK der wichtigste Unterstützer der syrischen Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen und habe entscheidend dazu beigetragen, diese in Syrien zurückzudrängen.

"Wenn die Vereinigten Staaten jetzt wegschauen, wenn PKK-Einheiten schwere Schläge erleiden – wie kann da der Kampf gegen den IS noch erfolgreich sein?", fragte Bayik. Nur wenn die Kurden Hilfe der Koalition bekämen, könnten der IS, die Jihadistische Al-Nusra-Front und andere Gruppen geschwächt werden.

HDP fordert Verhandlungen

Der Ko-Vorsitzende der pro-kurdischen Partei HDP, Selahattin Demirtas, forderte die türkische Regierung und die PKK zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. "Die PKK muss sofort ihren Finger vom Abzug nehmen", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA am Samstag in der osttürkischen Stadt Van. Die Organisation müsse sich wieder an den Waffenstillstand halten. Zugleich müsse die Regierung ihre militärischen Operationen beenden und sich zu Verhandlungen bereit erklären. "Die gesamte Gesellschaft erwartet das."

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu begrüßte den Aufruf. Er sagte am Samstag bei einem Besuch in der südosttürkischen Stadt Sanliurfa laut Anadolu, seine Regierung unterstütze keine Gewalt, werde aber die Ermordung von Sicherheitskräften nicht hinnehmen.

PKK greift Militärposten an

Im Südosten der Türkei griffen PKK-Mitglieder einen Militärposten und ein Polizeifahrzeug an. Ein Polizist sei dabei in der Nacht zum Sonntag in Midyat in der Provinz Mardin getötet worden, teilten die Behörden mit. Ein weiterer Polizist sei verletzt worden, als ein PKK-Anhänger auf das Fahrzeug geschossen habe.

In der Stadt Bulanik in der Provinz Mus hätten PKK-Kämpfer einen Außenposten des Militärs mit Raketen angegriffen, verlautete aus Sicherheitskreisen. Es habe ein kurzes Gefecht gegeben, Berichte über Verletzte lägen nicht vor.

Die PKK hat bereits Mitte Juli ihre Angriffe auf türkische Sicherheitskräfte verstärkt und wirft ihnen vor, sie hätten den 2013 vereinbarten Waffenstillstand gebrochen. Die Regierung in Ankara bombardiert seit dem 24. Juli PKK-Kämpfer im Norden des Irak. (APA, 9.8.2015)