Mehr als 50.000 Flüchtlinge seien seit Anfang Juni aus dem Mittelmeer gerettet worden, allein am Donnerstag waren es 1.200 Leben, die durch den Einsatz europäischer Kräfte fortgeführt werden können: Fast schon trotzig warfen EU-Sprecher diese Zahlen in die Runde, als es darum ging, das jüngste Flüchtlingsdrama mit vermutlich mehr als 200 Toten zu kommentieren. Und es stimmt ja auch, seit im April 800 Flüchtlinge ertranken, hat die Union tatsächlich die Mittel für die Seenotrettung verdreifacht. Es war dann auch ein Schiff im Rahmen der EU-Mission Triton, das das sinkende Flüchtlingsboot als Erstes erreichte und noch mehr Todesopfer verhinderte.

Angesichts fehlender Verteilungsquoten, neuer Grenzzäune und der weiterhin nicht vorhandenen Bereitschaft, legale und sichere Flüchtlingsrouten zu schaffen, kann dies nur als Tropfen auf den berühmten heißen Stein gewertet werden. Schließlich wird hier ausschließlich Symptom- und nicht Ursachenbekämpfung betrieben. Doch was dem kollektiven Versagen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten die Krone aufsetzt, ist das, was Gil Arias, Vizechef der EU-Grenzschutzagentur Frontex, in einem Interview freimütig zugab: "Wir haben das nötige Geld, aber bekommen nicht genügend Schiffe, Flugzeuge und Personal, in die wir das Geld investieren können." Die EU-Staaten böten einfach zu wenig an.

Geld allein kann aber weder schwimmen noch Leben retten. (Kim Son Hoang, 7.8.2015)