Das Linzer Ars Electronica Center (AEC) feiert eine Europapremiere: Der komplett erneuerte Deep Space zur Projektion von Bilderwelten arbeitet nun in einer 8K-Auflösung. Das hochkomplexe System ist in einer Pressekonferenz am Freitag präsentiert worden.

1.920 Bildpunkte oder Pixel pro horizontaler Zeile

Der Leiter des AEC Gerfried Stocker verglich: Das inzwischen in den Haushalten übliche hochauflösende HD-Video 2K hat 1.920 Bildpunkte oder Pixel pro horizontaler Zeile. Ein Einzelbild setzt sich damit aus zwei Millionen Punkten zusammen. Der bisherige, 2009 installierte Deep Space im AEC war schon in 4K. Der neue mit 8K zeigt hingegen 8.000 Pixel, ein Einzelbild besteht damit aus 35 Millionen. Dazu kommt noch eine Bildwiederholungsrate von 120 mal pro Sekunde. Das ergibt 4,2 Milliarden Bildpunkte pro Sekunde. Dazu kommt noch eine erhöhte Farbtiefe. Somit sind pro Sekunde mehr als 23 Gigabyte zu bewältigen – das ist nahezu der gesamte Speicherinhalt von einer Blue Ray Disc. Um diese Datenmengen bereitstellen zu können, wurden zwei Hochleistungsrechner mit je vier leistungsstarken Grafikkarten angeschafft und die dazu notwendige Software entwickelt.

Ars Electronica

Zum Transport der Signale von den Computern zu den Projektoren gibt es noch keine ausreichend dimensionierte Kabel. Deshalb sind jeweils mehrere Kabelstränge gleichzeitig im Einsatz. Die vier angeschafften Projektoren sind erst seit dem heurigen April verfügbar, die in Linz installierten sind die ersten in Europa. Jeder hat eine Helligkeit von 30.000 ANSI-Lumen, insgesamt stehen damit 120.000 ANSI-Lumen für die Wiedergabe auf einer Fläche von 16 mal 9 Metern an der Wand und am Boden zur Verfügung. Die Gesamtkosten betragen an die 1,2 Millionen Euro. 500.000 kommen von der Stadt als Investitionszuschuss, den Rest bringt das AEC aus eigener Kraft auf.

Wenige hochauflösende Filme, Videos, Bilder und 3D-Applikationen

Für dieses Equipment gibt es vorerst nur sehr wenige hochauflösende Filme, Videos, Bilder und 3D-Applikationen. Sie wurden und werden auf der ganzen Welt zusammengesucht, unter anderem eindrucksvolle Aufnahmen zweier Satelliten von der Sonne. Zusätzlich wurde eine eigene Programmschiene "Universum Mensch" entwickelt, bei dem die Deep Space Moderatoren auf verschiedenen Erzählsträngen auf eine Reise durch den Körper mit seinen Organen, der Muskulatur, den Knochen, dem Herz-Kreislauf- und dem Nervensystem in 3D führen können – Linz verfügt neuerdings über eine Medizin-Fakultät. Weiters sind von Studierenden der FH Hagenberg entwickelte Multiplayer-Spiele mit bis zu 30 Personen möglich, deren Bewegung mit Lasertracking erfasst werden.

"Post-City"

Gemäß des Mottos des heurigen Ars Electronica Festivals Anfang September mit dem Thema "Post-City" und aktualisiert durch das Asyl-Thema zeigen Gigapixelbilder des Wiener Fotografen Lukas Hüller das tägliche Leben in Zaatari, einem Flüchtlingslager im Norden Jordaniens in der Größe einer Stadt – mit 80.000 Bewohnern. Darüber hinaus bietet der Deep Space eine Plattform für die im Rahmen des Prix Ars Electronica prämierten Animationen. (APA, 7.8. 2015)