Eine Riesenasselspinne stakst über den Meeresboden. Darunter ein Tier in Nahaufnahme:

Foto: Australian Antarctic Division
Foto: Claudia Arango, Queensland University

Duisburg/Essen – Vorab eine Entwarnung für Arachnophobiker, die vielleicht aufstöhnen möchten, dass man selbst am Grund des Antarktischen Ozeans vor den Objekten der Angst nicht verschont bleibt: Asselspinnen (Pantopoda) sind trotz ihres Namens und des Umstands, dass sie in der Regel acht Beine haben, keine Spinnentiere, sondern bilden eine eigene Klasse der Gliederfüßer. Von Spinnen sind die bis zu 90 Zentimeter großen Meerestiere also weiter entfernt als Zecken und Milben.

Asselspinnen, die sich hauptsächlich von Schnecken und Schwämmen ernähren, kommen in allen Meeren vor – auch und gerade dem Südpolaren Ozean, wie die Universität Duisburg-Essen berichtet. Die Artenvielfalt der Tiere in diesem eisigen Lebensraum ist viel größer, als man früher dachte. "Insbesondere auf dem Kontinentalsockel der Antarktis leben viele unterschiedliche Asselspinnenarten, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen, sogenannte Endemiten", sagt der Biologe Florian Leese von der Fakultät für Biologie.

Die aus der Kälte kamen

In der Wissenschaft hat man daher mittlerweile umgedacht: Während man früher davon ausging, dass sich die südpolaren Asselspinnen in freundlicheren Regionen entwickelt hätten und dann in die Antarktis eingewandert seien, scheint nun der umgekehrte Weg zutreffend.

Die genetischen Daten weisen darauf hin, dass vor allem in den Kaltzeiten der letzten rund fünf Millionen Jahre explosionsartig neue Populationen entstanden. Das konnten die Forscher mit Hilfe eines bestimmten Gens bei der Riesenasselspinne Colossendeis megalonyx feststellen. Hierzu untersuchten sie über 500 der bis zu 25 Zentimeter großen Tiere, die sie mit Schleppnetzen fingen.

Die Ergebnisse belegen einerseits, dass die Antarktis ein Zentrum der Artenbildung war – von dort aus zogen die Achtbeiner in andere Meere. Andererseits wird deutlich, dass die Tiere die massiven und großflächigen Vergletscherungen während der Eiszeiten vor Ort überlebten und nicht vom Südamerikanischen Kontinentalhang aus neu einwandern mussten. (red, 9. 8. 2015)