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Wien – Bei den Aufnahmetests für das Medizinstudium haben erneut die männlichen Studienwerber besser abgeschnitten. Während die Frauenquote bei den Angetretenen noch bei 58 Prozent lag, gingen die Studienplätze in etwa zur Hälfte an Männer und Frauen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Erfolgsquote der Frauen damit praktisch gleich geblieben.

Insgesamt traten am 3. Juli an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz sowie der Medizinischen Fakultät der Uni Linz 11.409 Personen zur Aufnahmeprüfung an. Davon waren 6.645 Frauen (58 Prozent) und 4.764 Männer (42 Prozent). Aufgenommen wurden 1.561 Personen, davon 789 Frauen (51 Prozent) und 772 Männer (49 Prozent). Im Vorjahr war das Ergebnis ähnlich: Der Frauenanteil bei den Prüfungskandidaten betrug 59 Prozent und bei den Aufgenommenen 52 Prozent.

Die Erfolgsquoten je nach Uni waren dabei unterschiedlich: An der Medizin-Uni Wien und der Uni Linz lag heuer der Frauenanteil bei den Prüfungskandidaten bei jeweils 59 Prozent – in Wien betrug er bei den Aufgenommenen dann 54 Prozent und in Linz 45 Prozent. In Graz waren 56 Prozent der Studienwerber und 45 Prozent der Aufgenommenen Frauen, in Innsbruck 58 Prozent der Prüflinge und 51 Prozent der Aufgenommenen.

Neuer Test, bessere Frauenerfolgsquote

Die Studienwerber mussten bei den an allen Standorten gleichzeitig stattfindenden Aufnahmeprüfungen die bundesweit einheitlichen Tests "MedAT-H" (für angehende Humanmediziner) und "MedAT-Z" (für Zahnmedizin-Interessenten) absolvieren. Diese kamen zum mittlerweile dritten Mal zum Einsatz und waren auch als Reaktion auf das traditionell schlechtere Abschneiden der Frauen bei den davor eingesetzten Tests entwickelt worden. Frauen waren auch damals bei den Bewerbern klar in der Überzahl, kamen zum Teil aber nur auf 43 Prozent der Plätze. Mit den neuen Tests verbesserte sich die Frauenerfolgsquote.

Diese setzen sich aus einem "Basiskenntnistest" über schulisches Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, einem Textverständnistest, einem Test über "Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten" (Zahlenfolgen, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen, Wortflüssigkeit sowie Implikationen erkennen) sowie (heuer erstmals) einem Test über "Soziales Entscheiden" zusammen. In Letzterem wurde erhoben, wie in sozialen Situationen Entscheidungen getroffen und welche Überlegungen für die Entscheidungsfindung angestellt werden. Zahnmediziner mussten statt Textverständnis und dem Erkennen von Implikationen manuelle Fertigkeiten nachweisen.

75 Prozent der Studienplätze gehen jeweils an Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Studienwerber aus Deutschland.

"Männliches Elitenprivileg"

VSStÖ-Vorsitzende Katrin Walch kritisierte, dass das Medizinstudium "zu einem männlichen Elitenprivileg verkommen ist": "Einmal mehr zeigt sich, dass der Medizin-Aufnahmetest Frauen diskriminiert." Politik und Universitäten müssten "endlich Verantwortung übernehmen und handeln, anstatt Jahr für Jahr zuzuschauen, wie hunderten Frauen aufgrund ihres Geschlechts das Medizinstudium verwehrt wird". (APA, 6.8.2015)