Wien – In der Präsentationsunterlagen über die Halbjahreszahlen der Bank Austria (BA) kommt die ukrainische Tochterbank nur mehr unter dem Titel "Sondereffekte" vor. Mit 202 Millionen Euro belastete die Ukrsotsbank den für das Ostgeschäft zuständigen Wiener Ableger des Mailänder Finanzkonzerns Unicredit.

Geht es nach BA-Chef Willibald Cernko und seinem aus Mailand entsandten Finanzvorstand Mirko Bianchi, soll dies die letzte Belastung durch Ukrsotsbank sein: "Als 'Asset hold for sale' steht sie zum Verkauf und wir sind guter Dinge, dass wir zu einem Abschluss kommen können." Man sei in ernsthaften Gesprächen mit Interessenten, sagte Unicredit-Chef Federico Ghizzoni in Mailand. Mehr könne man derzeit nicht sagen, man führe Verhandlungen.

Höhere Vorsorgen für faule Kredite waren im ersten Halbjahr auch in anderen Märkten in Ost- und Südosteuropa notwendig. Allen voran im Russland-Geschäft seien die Deckungsquoten im zweiten Quartal erhöht worden, detto in Tschechien, Kroatien und Rumänien. Insgesamt beziffert das Bankmanagement den Kreditrisikoaufwand mit 391 Millionen Euro. In Österreich hingegen habe er aufgrund hoher Rückführungen ins Plus gedreht.

37 Prozent weniger Gewinn

In Summe drückten diese Maßnahmen den Gewinn der BA im ersten Halbjahr um gut 37 Prozent auf 489 Millionen Euro; davon 346 Mio. Euro aus der Ost-Division. "Ein solides Ergebnis trotz rekordtiefen Zinsniveaus", sagt Cernko. Rechnete man Sondereffekte wie die Ukraine heraus, stieg das Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 32 Prozent oder 119 Millionen Euro. Zu diesen gehören 63 Mio. Euro an "Erfolgsbeteiligung", die BA aus dem Verkauf ihrer Investmentbank CAIB an die Mutter Unicredit lukriert hatte. Weitere 72 Mio. hatten im Vorjahr Immobilienverkäufe eingespielt. Sie fehlen heuer nicht nur, es waren auch noch 44 Mio. Euro mehr an Bankenabgaben und Systemsicherungsbeiträgen (u. a. Einlagensicherung) abzuliefern als 2014.

Stichwort Bankenabgaben, das Reizthema heimischer Banker schlechthin. Mit 175 Millionen Euro in der BA-Gruppe – ein Plus von 33 Prozent – sieht Cernko "die Schmerzgrenze überschritten". Das sei "ein Allzeithoch an Kostenbelastungen". Im gesamten Sektor beliefen sich die Belastungen bereits auf 2,9 Milliarden Euro – Geld, das den Instituten dringend fehle. Das belaste die Attraktivität Österreichs als Headquarter für das Ostgeschäft – womit der Bogen zum "Bank-der-Regionen-Vertrag" gespannt ist. Dieses mehrfach überarbeitete (und ebenso oft infrage gestellte) 2016 auslaufende Vertragswerk regelt die Zuständigkeit für das Ostgeschäft des Unicredit-Konzerns.

Zittern um Vormachtsstellung

Laut Branchenkennern muss die BA-Zentrale in Wien um diese Vormachtstellung erneut zittern. Zumal die Mutter in Mailand laut Financial Times eine "aggressive Reorganisation der Unicredit-Einheiten" plant. BA und ihre Münchner Schwester HVB müssten sich auf weitere Kostensenkungen gefasst machen, heißt es. Cernko sieht das sehr pragmatisch: "Kostenanpassungen sind immer Thema bei uns. Wir sind Teil der Gruppe und arbeiten aktiv mit Experten an dem Programm." Es sei aber nicht so, dass aus Mailand ein Brief mit Anweisungen käme, die zu exekutieren seien.

Was die Zuständigkeit für das Ostgeschäft betrifft, unterscheide er zwischen Vertrag und gelebter Praxis. Wichtig sei, dass die Funktionen in Wien bleiben. Zum Verhältnis zur Konzernzentrale sagt er nur so viel: Die Bank Austria habe acht Jahre keine Dividende ausgeschüttet und zwei Milliarden Euro bekommen." Und: "Wir bauen gerade eine neue Zentrale."

Einen Abzug aus Russland erwägt die BA-Führung nicht: Die russische Tochter liefere trotz schwacher Konjunktur, rückläufigen Geschäfts und Russland-Sanktionen "substanzielle" Gewinne in Höhe von 155 Mio. Euro (vor Steuern). Bei einem Kreditexposure von 14 Milliarden Euro gebe es einen Depositüberhang, zwei Milliarden sind in Österreich veranlagt. (ung, 6.8.2015)