Wien – Schön langsam muss sich das Land daran gewöhnen: Österreich wird in den Rankings nach hinten durchgereicht, ob bei den Arbeitslosen, beim Wachstum oder bei Standortfaktoren. Spaniens Wirtschaft wächst heuer um drei Prozent, die österreichische zum vierten Mal in Folge nicht einmal um ein Prozent. Die Wirtschaft Deutschlands boomt, der niedrige Euro macht heimische Maschinen im Ausland billig. Hilft alles nichts. Wieso geht es bergab, wenn es für fast alle anderen bergauf geht? Eine Annäherung in sieben Punkten.

Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner für Österreich. Fast ein Drittel der heimischen Exporte gehen in das größte Nachbarland. Dort orientiert man sich im Handel aber weiter gen Osten. Der Anteil der polnischen oder tschechischen Güter an den deutschen Importen steigt stark. Große Wachstumssprünge kann Österreich hier nicht mehr erwarten.

Zwischen 1999 und 2008 sind die österreichischen Exporte nach Osteuropa im Schnitt um sechs Prozent pro Jahr gewachsen. Das kurbelte das heimische Wachstum an: Einen von fünf Euro im Export verdient Österreich im Osten. Jetzt wachsen die Exporte fast gar nicht mehr. Die Länder kämpfen mit hausgemachten Problemen, ihre Wirtschaft wächst – wenn überhaupt – nur mehr sehr langsam. Der IWF rechnet damit, dass sich daran auch in den nächsten Jahren wenig ändert. Das schmerzt österreichische Unternehmen.

Nicht nur Osteuropa schwächelt, auch die Weltwirtschaft legt langsamer zu als vor der Krise. Vor der Krise ist sie im Schnitt um 4,9 Prozent gewachsen, in den vergangenen Jahren waren es nur mehr 3,9 Prozent. Viele Schwellenländer kämpfen mit Problemen, etwa China, Russland oder Brasilien. Das drückt auch das Wachstum der österreichischen Wirtschaft, das sehr vom Export abhängig ist.

Seit 2008 ist die Inflation in Österreich beständig höher als die in Deutschland. Das Land schafft es immer wieder, die höchste Teuerungsrate der Eurozone zu haben. Das liegt laut Wifo am Wohnen und teurerem Mobilfunk, aber auch an satten Gebührenerhöhungen des Staates. Die OECD rät zu mehr Wettbewerb. Die im Vergleich hohen Preise hierzulande verschwinden nicht irgendwo: Sie landen in der Tasche von Unternehmern und dem Staat. Das bremst den Konsum, der seit drei Jahren stagniert, also keinen Beitrag mehr zum Wachstum leistet.

Nicht nur der Konsum stagniert, auch die Investitionen wachsen seit einiger Zeit nicht mehr. Bei der EU-Kommission läuteten deswegen schon die Alarmglocken, sie mahnt mehr unternehmerische Dynamik ein. Obwohl österreichische Unternehmen an Marktanteilen im Welthandel verlieren würden, seien sie mittelfristig aber gut aufgestellt, so die Kommission. Vertreter der Industrie machen für die mangelnden Investitionen die von der Politik verursachte schlechte Stimmung verantwortlich.

In den zwei populärsten Standort-Rankings fällt Österreich immer weiter zurück. Im IMD-Ranking ging es von Platz 11 auf Platz 26, in der Rangliste des World Economic Forum von Platz 15 auf Platz 21. Diese Rankings sind umstritten, ihre Aussagekraft ist meist begrenzt. Sie tragen trotzdem zur Wahrnehmung eines Landes im Ausland bei und sind schon alleine deshalb nicht zu ignorieren.

Die Oesterreichische Nationalbank macht auch die steigenden Lohnstückkosten für die Wirtschaftsschwäche verantwortlich. Zahlen der OECD bestätigen das und zeigen, dass die Löhne kaum steigen, die schwache Produktivitätsentwicklung also das wahre Problem ist. Das Wifo schrieb in einem Kommentar, in der Industrie sei hingegen keine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zum Nachbar Deutschland zu sehen. (Andreas Sator, 6.8.2015)