Das wie ein Bogen geformte Implantat lässt Platz für die Kreuzbänder.

Foto: Herz-Jesu Krankenhaus Wien

Wien – Treppen steigen, über unebenen Boden gehen oder der Tritt hinunter von der Bordsteinkante: Das Knie ist ein starkbelastetes und sehr komplexes Gelenk im menschlichen Körper. Seine Stabilität und Beweglichkeit bekommt das Knie durch mehrere Bänder, die den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein verbinden und das Gelenk dadurch sichern. Das vordere Kreuzband, das zentral in der Mitte des Gelenks verläuft, ist dabei besonders relevant.

"Für den Einsatz herkömmlicher Implantate muss das vordere Kreuzband durchtrennt werden, da das künstliche Gelenk genau an der Stelle platziert wird, an der das vordere Kreuzband in den Schienbeinkopf mündet", erklärt Wolfgang Schneider, Vorstand der Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie im Herz-Jesu Krankenhaus Wien. Doch damit soll nun Schluss sein: "Das neue Implantat hat eine andere Form mit einem großen Einschnitt in der Mitte, der Platz für dieses wichtige Band lässt."

Alte Idee wird neu verpackt

Bereits in den 1970er-Jahren versuchten Mediziner beim Kniegelenksersatz das vordere Kreuzband zu erhalten. "Durch die damals zur Verfügung stehende Technik und das Fehlen optimaler Materialien musste diese Idee allerdings wieder verworfen werden", erläutert Wolfgang Schneider. Was hat sich mittlerweile geändert? "Mehr Erfahrung, ein besseres Verständnis der Biomechanik und geeignete Materialien machen die Operation nun möglich", ergänzt der Mediziner.

Lebensqualität steigern

Alters- oder überlastungsbedingte Gelenksabnutzung, Gelenksprobleme als Spätfolge von Unfällen oder durch rheumatische und andere entzündliche Erkrankungen können ein künstliches Kniegelenk notwendig machen. Orthopäde Schneider sieht in der neuen Methode eine wichtige Entwicklung für die verbesserte Lebensqualität der Betroffenen nach dem Eingriff, denn "durch die neue Kreuzband-erhaltende Operationsmethode können wir unseren Patienten die natürliche Stabilität und Funktion ihrer Kniegelenke zurückgeben."

Das Ziel des Mediziners: "Das künstliche Gelenk soll eine Funktionalität gewährleisten, so dass die Patienten keinen Unterschied zu einem natürlichen, gesunden Knie empfinden." (red, 5.8.2015)