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Donald Trump ist der Favorit.

Foto: AP Photo/Richard Drew, File

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Jeb Bush, Ben Carson, Chris Christie, Ted Cruz, Mike Huckabee, John Kasich, Rand Paul, Marco Rubio, Donald Trump und Scott Walker.

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Washington – Vielleicht ist es das letzte Mal, dass er im Mittelpunkt steht. Vielleicht wird Donald Trump demnächst in den Umfragen abstürzen, weil seinen Polterparolen keine Politikentwürfe folgen. Aber in der Nacht zum Freitag, wenn sich die Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in der abgetakelten Industriestadt Cleveland zu ihrer ersten Fernsehdebatte treffen, sind noch einmal alle Augen auf ihn gerichtet.

Auf den Immobilientycoon, der die Grenze zu Mexiko mit einer unüberwindbaren Mauer abschotten und Amerika zu alter Größe zurückführen will. Gemeinsam mit Jeb Bush, dem Zweitplatzierten der Umfragen, wird sich Trump an ein Pult in der Mitte des zehnköpfigen Bewerberfeldes stellen. Der Mann der Stunde, der Störenfried, der alle vor sich hertreibt.

Gedränge vor der Kamera

Sowieso stellt sich die Frage, wie es bei zehn Rednerpulten überhaupt möglich ist, eine halbwegs ernsthafte Debatte zu führen. Nur was besonders schrill daherkommt, wird derzeit überhaupt wahrgenommen. Als Trump die Handynummer des Südstaatensenators Lindsey Graham hinausposaunte, ging tagelang völlig unter, was seine Widersacher an Programmatischem vorzuschlagen hatten. Graham wiederum kämpfte wie ein Berserker um das Privileg, an der Abenddebatte der führenden Zehn teilnehmen zu dürfen, statt in eine Art Vorprogramm mit sieben Kandidaten verwiesen zu werden.

Um Aufmerksamkeit zu erheischen, sprach er lang und breit über Monica Lewinsky, seit ihrer Sexaffäre mit Bill Clinton die berühmteste Ex-Praktikantin der Welt. Er kenne die Juristensprache der Clintons, mit der sie sich aus Problemen herauswinden, sagte er. Also sei er der Mann, der Hillary Clinton 2016 besiegen könne. Es war der Auftritt eines Verzweifelten.

Kleiner Favoritenkreis

Für den Abend in Cleveland hat der Veranstalter, der Fernsehsender Fox News, Graham ebenso wenig berücksichtigt wie Rick Perry, den langjährigen Gouverneur von Texas. In die zweite Reihe muss auch Rick Santorum, 2012 noch der Liebling evangelikaler Christen, die mit dem mormonischen Geschäftsmann Mitt Romney fremdelten. Ob Graham, Perry oder Santorum: Falls kein Wunder geschieht, können sie ihre Ambitionen bald begraben. Das Interesse gilt, abgesehen von Trump, vier Bewerbern, die sich im Laufe der nächsten Wochen vom Feld absetzen könnten: Jeb Bush, Scott Walker, John Kasich und Marco Rubio.

Mit Bush, einst Gouverneur von Florida, Sohn und Bruder eines Präsidenten, kann es pekuniär keiner aufnehmen. Der unangefochtene Favorit ist er nicht. Mag sich die bestens vernetzte Familie Bush auch an der Spitze der Hackordnung sehen, die anderen respektieren es nicht. Gut möglich, dass Jeb durch unangenehme Erinnerungen an den Irakkrieg seines Bruders George W., die manche Parteifreunde gern aus ihrem Gedächtnis streichen würden, noch zu Boden gezogen wird wie von einer zentnerschweren Last.

Fast so unbedarft wie Sarah Palin

Walker, der Gouverneur Wisconsins, versucht sowohl die religiöse Rechte als auch die Wirtschaftsfraktion der Wall-Street-Republikaner für sich einzunehmen. Letzteres mit dem Argument, dass er die Macht der Gewerkschaften in seinem Staat ähnlich drastisch beschnitt, wie es sein Idol Ronald Reagan 1981 gegenüber den Fluglotsen vorexerzierte. Äußert sich Walker zu außenpolitischen Themen, klingt er allerdings fast so unbedarft wie Sarah Palin, die die geografische Nähe Alaskas zu Russland als Beleg weltpolitischer Erfahrung anführte.

Kasich, der Gouverneur Ohios, gibt sich als Praktiker, der es bereits als Kongressabgeordneter verstand, Kompromisse mit den Demokraten zu schließen. Zunächst aber müsste es ihm gelingen, sich in der lärmend populistischen Donald-Trump-Phase überhaupt Gehör zu verschaffen. Marco Rubio, Jungsenator aus Florida mit kubanischen Wurzeln, spielt die Rolle des Newcomers, der die alten Seilschaften aufmischt – eine Art Barack Obama der Grand Old Party. (Frank Herrmann aus Washington, 5.8.2015)