Aden – Regierungstreue Truppen haben im Jemen einen wichtigen Militärstützpunkt unter ihre Kontrolle gebracht. Mit Unterstützung der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition sei es gelungen, die Luftwaffenbasis Al-Anad im Südjemen aus der Hand der Huthi-Rebellen zurückzuerobern, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit.

Nach UN-Angaben flohen inzwischen mehr als 100.000 Jemeniten wegen der Kämpfe ins Ausland, die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems.

Zahlreiche Tote

Aus Militärkreisen verlautete, es habe in der Nacht zum Dienstag heftige Gefechte auf dem landesweit größten Luftwaffenstützpunkt gegeben. Etwa 70 Huthi-Kämpfer seien getötet und zehn weitere gefangen genommen worden. Aufseiten der Regierungstruppen habe es 24 Tote und 23 Verletzte gegeben.

Die US-Armee hatte den Stützpunkt 60 Kilometer nördlich der Hafenstadt Aden genutzt, um den Drohnenkrieg gegen die Islamistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel zu leiten. Im März fiel die strategisch wichtige Basis aber in die Hände der vorrückenden Huthi-Rebellen. Am Montag starteten die Regierungstruppen dann mit hunderten Soldaten und Milizionären einen Angriff auf den Militärflughafen. Kampfflugzeuge der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition unterstützten die Truppen aus der Luft.

Geländegewinne

Mitte Juli hatten die Regierungstruppen bereits die Hafenstadt Aden zurückerobert. Hunderte Soldaten der Golfstaaten, die an dem Militäreinsatz gegen die Huthis beteiligt sind, rückten inzwischen in Aden ein, um die Stadt zu sichern. Das Verteidigungsministerium bekräftigte am Dienstag den Willen der Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, auch den Rest des Landes wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die Hadi-treuen Kämpfer rückten weiter vor und griffen ein von den Rebellen besetztes Militärlager an, das etwa zehn Kilometer nördlich von Al-Anad liegt. Weiter im Süden vermeldeten die Regierungstruppen außerdem Geländegewinne rund um Hutha.

Im Jemen kämpfen die Truppen von Präsident Hadi mit Unterstützung der arabischen Militärkoalition seit Monaten gegen die schiitischen Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündeten Armee-Einheiten des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh. Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den Huthis und der Zentralregierung war im Jänner eskaliert, als die Aufständischen aus dem Norden des Landes die Hauptstadt Sanaa eroberten. Als sie auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Hadi nach Saudi-Arabien und bat das Königreich um Hilfe.

Die Rebellen kontrollieren trotz der jüngsten Erfolge der regierungstreuen Einheiten weiterhin große Teile des Landes. Eine politische Lösung des Konflikts ist derzeit nicht absehbar. Die Arabische Liga erklärte sich am Dienstag nach UN-Angaben zwar bereit, im Falle eines Waffenstillstands Friedenstruppen in den Jemen zu schicken. Doch Friedensverhandlungen unter Vermittlung der Vereinten Nationen waren im Juni ohne Ergebnis geblieben.

Wegen der anhaltenden Kämpfe verschärft sich auch die humanitäre Notlage in dem Land. Seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 4.000 Menschen getötet, 80 Prozent der 21 Millionen Einwohner sind demnach auf Hilfe angewiesen. Fast 100.000 Jemeniten seien seit Ende März wegen des Konflikts außer Landes geflohen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Dienstag mit.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte in Paris, das Gesundheitssystem im Jemen stehe vor dem Zusammenbruch. Es herrsche ein akuter Mangel an Essen, Arzneien und medizinischem Personal. (APA, 4.8.2015)