Darf man gestehen, dass ein Funken Sympathie aufblitzte, als der erratische Herr Stronach im ORF-Sommergespräch ansetzte, sich dem "Wordrap" zu verweigern? Dass auch in programmatischen Politikerinterviews heute dem Infotainment gefrönt werden muss, ist die eine Sache, die Frage, ob Politiker alles widerspruchslos mitmachen müssen, die andere. Ich behaupte einmal: Assoziationsübungen gehören, wenn ernsthaft betrieben, auf die ärztliche Couch.
Aber natürlich, Politiker, diese armen Schweine, müssen ja auch in medizinischer Hinsicht die Hosen herunterlassen. Bei uns ist der Trend noch nicht ganz angekommen, und so manche Fettleber darf derweil im Verborgenen ruhen. Aber von der Präsidentschaftskandidatin in spe Hillary Clinton weiß man seit kurzem, dass sie "a healthy 67-year old female" – vor allem Letzteres erstaunlich – ist. Cholesterin, Kreislauf, Herz, alles unauffällig, so weit man das von einer sagen kann, die als Exaußenministerin und Gattin des Zigarrendrehers Bill Clinton einen Blutdruck von 100 auf 65 hat. Cool.
Seit John F. Kennedy, dem schwerkranken Strahlemann, sind sie eben misstrauisch, die Amerikaner. Und die Clinton hatte ja schon Vorfälle in ihrer Biografie, die nicht zusammenbrechenden Sesseln anzulasten waren. Wobei Leibwächtern ohnmächtige oder zumindest bewegungsfaule Politiker sowieso am liebsten sind, denn die können ihnen nicht davonrennen. (Gudrun Harrer, 4.8.2015)