Wien hat eine neue Straßengestaltung. Nicht die Mariahilfer Straße, deren Vollendung letzten Samstag krachend gefeiert wurde. Im Gegensatz dazu wurden jetzt relativ still und leise große Teile der Radwege am Ring angepinselt. Grün.

Man kann dieses Grün zur Diskussion stellen. Hyperästheten könnten meinen, die Farbe stamme aus einer aufgelassenen Fabrik für Chemiewaffen in Bulgarien. Das ist zu hart. Aber die Anmutung ist schon ein bisschen so, wie man es mit einem Fachausdruck als "institutionelles Grün" bezeichnen könnte. Die Wände in manchen älteren Justizgebäuden, Spitälern und psychiatrischen Anstalten sind so.

An sich ist es ja gut, dass die Radwege am Ring deutlich gekennzeichnet werden. Früher waren ja die japanischen Touristen beim Selfiemachen immer ganz überrascht, wenn die Radler in sie hineinpflügten. Aber dieses Grün ist dennoch, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Vor allem auf dem historischen Prachtboulevard der Hauptstadt.

Die zuständige Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gibt überdies zu bedenken: Laut Straßenverkehrsordnung wären nur noch die Farben Blau und Grün übriggeblieben. Blau hätte man gar nicht gesehen, ein helleres Grün wäre bei bestimmtem Licht grau geworden. Ein Element der Stadtgestaltung sozusagen im Ausschlussverfahren.

Alles einsichtig, aber trotzdem: dieses Grün ... (Hans Rauscher, 3.8.2015)