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Kurdischer Präsident Barzani schwor Rache an IS-Jihadisten.

Foto: REUTERS / Ako Rasheed

Dohuk – Ein Jahr nach dem Angriff der jihadistischen Organisation "Islamischer Staat" (IS) auf die Jesiden im Irak hat der Präsident der autonomen Region Kurdistan im Norden des Landes, Massoud Barzani, Rache geschworen. "Wir werden diejenigen, die dieses Verbrechen verübt haben, bis zum letzten Mann jagen", sagte Barzani am Montag in Dohuk bei einem Gedenken an den IS-Überfall auf die Jesiden.

Die Jihadisten hatten am 3. August vergangenen Jahres ihren Angriff auf die ethno-religiöse Minderheit der Jesiden im Irak gestartet. Zehntausende Männer, Frauen und Kinder mussten in das Sinjar-Gebirge flüchten, wo sie ohne Wasser und Essen bei Temperaturen von über 40 Grad Celsius ausharren mussten. Männer wurden hingerichtet, Frauen entführt und versklavt.

Tausende Opfer

Nach Angaben der kurdischen Regionalregierung wurden etwa 1.280 Jesiden getötet, 280 weitere verhungerten, verdursteten oder starben an Erschöpfung. 841 werden noch vermisst. Mehr als 5.800 Jesiden waren demnach entführt worden und nur 2.000 gelang seither die Flucht. Von den 550.000 Jesiden im Irak mussten den Angaben zufolge 400.000 aus ihrer Heimat fliehen.

Der Angriff der IS-Extremisten auf die Jesiden wurde von der Uno als "Versuch eines Völkermords" eingestuft. Die Attacken waren ein maßgeblicher Grund für die US-Luftangriffe gegen die IS-Fanatiker im Irak und in Syrien. Kurdische Truppen eroberten danach – mit Unterstützung Koalition unter US-Führung aus der Luft und mithilfe kurdischer Kämpfer aus Syrien, die mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbündet sind – einen Teil des Gebiets zurück.

Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland forderte anlässlich des Jahrestags "ein entschlosseneres Handeln im Krieg gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat". Zentralratsvorsitzender Telim Tolan forderte im Südwestrundfunk (SRW) Luftangriffe gegen die IS-Jihadisten sowie weitere Waffenlieferungen an die Kurden. Der Türkei warf er vor, die IS-Anhänger gewähren zu lassen. Der Türkei müsse klargemacht werden, dass es nicht die Zeit sei, einen Krieg gegen die kurdischen PKK-Rebellen zu führen. "Der Gegner ist der IS", hob Tolan hervor.

Erdogan fordert Vorgehen gegen PKK

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die kurdische Regierung im Nordirak dennoch aufgefordert, dort gegen die PKK vorzugehen. Türkischen Medienberichten zufolge sagte er: "Wenn sie nicht können, dann wird die Türkei alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen." Er versicherte zugleich, dass es keinen Rückfall in die 1990er-Jahre geben werde, in denen tausende Menschen bei der Auseinandersetzung zwischen PKK und türkischem Staat ihr Leben verloren hatten.

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit mit einem eigenständigen monotheistischen Glauben. Sie leben vorwiegend im Nordirak und sprechen Kurdisch. Von der IS-Miliz und anderen militanten Sunniten werden sie als "Teufelsanbeter" verfolgt. Die Jesiden zählen zu den am stärksten von den IS-Extremisten verfolgten Volksgruppen. (APA, 3.8.2015)