Neu-Delhi/Rangun – Die in Asien jedes Jahr sehnlich erwartete Monsunzeit hat sich in diesem Jahr für unzählige Menschen zum tödlichen Fluch entwickelt. Hunderte Menschen in Myanmar, Indien, Pakistan, Nepal und Vietnam kamen durch Sturzfluten und Erdrutsche ums Leben. Diese zerstörten Häuser und Felder und trieben Millionen Einwohner in die Flucht.

Besonders dramatisch war die Lage in Myanmar, wo die Rettungsmannschaften auch am Montag Schwierigkeiten hatten, zu vielen der betroffenen Gebiete vorzudringen. Sintflutartiger Regen hatte dort in den vergangenen Tagen unzählige Erdrutsche und Springfluten ausgelöst. Sie zerstörten tausende Häuser, Äcker, Brücken und Straßen, viele Regionen hatten keinen Strom und keine Telefonverbindungen mehr. In einigen Orten reichte das Wasser bis zu den Hausdächern.

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Bisherigen Angaben zufolge starben in Myanmar 46 Menschen, rund 200.000 Menschen sind insgesamt betroffen. Die Zahl dürfte nach Angaben des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) weiter steigen. Die Helfer haben noch nicht alle Gebiete erreicht. Die Behörden erklärten vier Provinzen im Zentrum und im Westen des Landes zum Notstandsgebiet, jedoch sind alle bis auf eine der 14 Provinzen von den Überschwemmungen betroffen. Unter den am stärksten betroffenen Regionen sind die verarmten und abgelegenen westlichen Staaten Chin und Rakhine.

Nach Angaben der Vereinten Nationen drohen weitere Flüsse in den nächsten Tagen über die Ufer zu treten. UN-Vertreter gehen davon aus, dass das ganze Ausmaß der Katastrophe erst in mehreren Tagen deutlich wird. Im Mai 2008 hatte der Zyklon Nargis das Irrawaddy Delta in Myanmar zerstört, rund 140.000 Menschen kamen damals ums Leben.

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In Indien starben nach Angaben der Behörden bisher mehr als 120 Menschen, über eine Million Bewohner mussten wegen der seit Juni anhaltenden Niederschläge in Sicherheit gebracht werden. Am schwersten betroffen war der Bundesstaat Westbengalen, dort starben in den vergangenen Tagen knapp 50 Menschen, hunderttausende Bewohner von mehr als 5.500 Dörfern kamen in Notunterkünften unter. Im Bundesstaat Manipur suchten Rettungskräfte am Montag in einer Schlammlawine nach 20 vermissten Dorfbewohnern.

Pakistan meldete bis Montag mehr als 110 Tote, die Behörden von Nepal und Vietnam berichteten von Dutzenden Opfern. In der nordvietnamesischen Provinz Quang Ninh kämpften Einsatzkräfte weiter gegen giftigen Schlamm, der sich bei Starkregen rund um mehrere Kohleminen gelöst hatte. Ein Dorf war bis zu zwei Meter hoch von dem giftigen Gemisch bedeckt. Mindestens 23 Menschen starben, darunter zwei Familien. (APA, 3.8.2015)