Auf Bildern mit seinen Jagdtrophäen zeigt Walter Palmer gern ein Lächeln mit makellos weißen Zähnen. Als Zahnarzt ist das Werbung in eigener Sache. Seit einigen Tagen ist seine Ordination in der US-amerikanischen Kleinstadt Eden Prairie im Bundesstaat Minnesota aber geschlossen. Denn nach dem umstrittenen Abschuss eines Löwen in Simbabwe steht der 55-jährige Großwildjäger selbst im Zentrum einer Hatz.

Der Löwe war kein gewöhnlicher Panthera leo, sondern der König der Löwen im Hwange-Nationalpark. Für wissenschaftliche Zwecke trug er einen Funksender, Forscher gaben dem 13-jährigen Tier mit der markant dunklen Mähne den Namen Cecil.

Der Jagdveranstalter soll Cecil mit einem Köder aus dem geschützten Bereich gelockt haben. Palmer, der schon vor Jahren sein Jagdgewehr gegen einen Compoundbogen ausgetauscht hat, gelang aber kein guter Schuss. Der Jäger musste den verletzten Löwen mehr als einen Tag verfolgen und ihm schließlich doch mit einem Gewehr den Fangschuss geben.

Wie üblich dokumentierte Palmer den Abschuss mit einem Selbstporträt samt Beute. Dieses Bild verfolgt ihn jetzt durch soziale Netzwerke im Internet und durch viele Medien weltweit.

Palmer beteuert zwar, dass er nichts von Cecils Schutzwürdigkeit wusste, doch der Shitstorm ließ sich nicht mehr aufhalten. Viele Promis, darunter Mia Farrow, Jimmy Kimmel und Cara Delevingne, beteiligten sich. Den Vogel schoss die Tierschutzorganisation Peta ab, die forderte, dass Palmer "ausgeliefert, angeklagt und, idealerweise, aufgehängt" werden soll.

Unter Großwildjägern ist Walter Palmer kein Unbekannter. Der Dentist ist Mitglied im Safari Club International, wo viele seiner Abschüsse verewigt sind. Die 55.000 US-Dollar, die er für die Jagd auf Cecil gezahlt haben soll, sind ein üblicher Preis. Ein österreichischer Safarispezialist etwa hat 21 Jagdtage in Mosambik (Löwe, Leopard, Büffel, Hippo, Krokodil) für 62.350 US-Dollar im Angebot – die Trophäengebühr für einen Löwen beträgt zusätzlich 19.200 Dollar.

Der New York Times sagte Palmer einmal, dass er mit fünf Jahren seine erste Waffe bekommen habe. Heute treffe er mit Pfeil und Bogen aus 100 Yards (91 Metern) Entfernung eine Spielkarte. Momentan ist er untergetaucht, die US-Behörde für Fischerei und Tiere prüft die Einleitung eines Verfahrens. Auch Simbabwe will ihn nun zur Verantwortung ziehen. (Michael Simoner, 1.8.2015)