Die in Wien Mahü genannte Mariahilfer Straße tut ein bisserl polarisieren.

Foto: Regine Hendrich

Für Außenstehende ist eine in Wien beheimatete "Mahü" ein kaum übersetzbares Synonym für eine autofreie Begegnungszone im Herzen der Stadt, in der theoretisch laut rot-grüner Stadtregierung Olivenbäume wachsen und Schafe weiden könnten und den ganzen Tag helles Kinderlachen in der Straßenmitte erklingt, während die Patchwork-Eltern irgendwo in einer Cupcake-Bude Smoothies, Latte oder Prozac kübeln.

In der Realität aber gehen die Leute nach ihrem Umbau zur Fuzo noch immer seitlich auf dem Gehsteig, weil sie auf der vermeintlich ehemaligen Fahrbahn nämlich sonst von wütenden Trotteln im Auto oder auf einem Vintage-Rennrad niedergemäht werden. Ein wenig fahren darf man nämlich auf der Mahü schon noch trotz Fahrverbots. Wir sind in Wien, und ein Nein bedeutet nicht einfach nein. Es ist eher eine Anregung, sich Gedanken darüber zu machen, dass die anderen Autofahrer in der Mahü, denen man täglich auf wichtigen Fahrten nachfährt, schon ordentliche Koffer sind. Schließlich gibt es eine U-Bahn! Im Herbst wird man sich wegen des Fahrverbots, das keines ist, zur Rache an einer Denkzettelwahl beteiligen und einen blau angemalten Hydranten zum Bürgermeister wählen.

Wir sehen, die in Wien Mahü genannte Mariahilfer Straße tut ein bisserl polarisieren. Nach gefühlt drei Jahren Bauzeit, 25 Millionen Euro Kosten, wöchentlich wechselnden Einbahnsystemen und jeder Menge Proteste wird sie jetzt eingeweiht. Na ja, ganz deppert ist sie eh nicht. (schach, 1.8.2015)