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Renault versucht sich in Grün.

Foto: REUTERS / Osman Orsal

Olivenkerne sind vielleicht zu klein, um die Welt zu retten. Immerhin können sie dazu beitragen, dass Autofahren die Umwelt weniger belastet. In seiner Produktionsstätte in Tanger (Marokko) benützt Renault jährlich 15.000 Tonnen Holzstücke, Mandelhülsen und eben Olivenkerne, um möglichst viel erneuerbare Energie zu verwenden.

Zugleich fördert der Autohersteller an seinem 2012 eingeweihten Afrikastandort den Einsatz von Sonnenkollektoren und die Wiederverwendung der Abwässer; auch treibt er das Recycling von Karosserie- und Motorenteilen voran. Das Resultat kann sich sehen lassen: All diese Maßnahmen senken den CO2-Fußabdruck – in diesem Fall müsste man eher von Reifenabdruck sprechen – der Renault-Fabrik in Tanger um nicht weniger als 98 Prozent.

Und das ist nur ein Beispiel für den "nachhaltigen" Ansatz, den Renault-Chef Carlos Ghosn seinen 120.000 Mitarbeitern in 128 Ländern verordnet hat. Langsam wird dies auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Der Hersteller mit dem Rhombus als Markenzeichen ist ein Star des deutschen Global-Challenges-Index (GCX), einem Gradmesser nachhaltiger Unternehmen auf der ganzen Welt. Als einziger Autokonzern, wohlgemerkt.

Niedriger Flottenverbrauch

Als ersten Grund nennt GCX "einen der niedrigsten Flottenverbräuche" im EU-Raum. Das heißt, dass Renaults Modelle insgesamt besonders wenig CO2 ausstoßen. Dagegen ließe sich einwenden, dass ein kleiner Twingo oder Clio naturgemäß weniger Sprit verbraucht als die schweren Limousinen von Mercedes oder BMW. Die Franzosen unternehmen aber selbst bei diesen Kleinmodellen enorme Anstrengungen, um den Schadstoffausstoß zu senken.

Die CO2-Emissionen aller Renault-Fahrzeuge betrugen Ende 2014 durchschnittlich gerade mal 113,5 Gramm pro Kilometer. Der Clio hat sie von ursprünglich 195 auf 97 Gramm halbiert. Er gehört damit neben dem Toyota Yaris und dem Hyundai i20 zu den umweltschonendsten Autos. Neben dem Clio stoßen vier weitere Modelle der Renault-Gruppe – Twingo, Captur, Mégane und Dacia-Sandero – weniger als 100 Gramm Kohlenstoffdioxid aus. Zugleich forciert Ghosn bewusst die Elektrotechnologie; Renault gehört dabei weltweit zu führenden Marken.

Die neuartige Werkstätte in Tanger zeigt, dass sich Renaults 2012 lancierter Umweltplan keineswegs auf den Kampf gegen Auspuffgase beschränkt. Der Ansatz ist umfassend. "Renault ist der erste Autohersteller, der sich ein zahlenmäßiges Ziel zur Reduktion seines 'Fußabdrucks' gegeben hat", meint Renaults Strategiedirektor Jean-Philippe Hermine. Sein Ziel ist es, den CO2-Ausstoß nicht nur bei jedem Modell, sondern im ganzen Konzern um drei Prozent pro Jahr zu senken. In den ersten drei Jahren wurde das Ziel sogar knapp übertroffen.

Soziale Verantwortung

"Dieser Erfolg rührt daher, dass wir den ganzen Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Konzeption bis zur Wiederverwertung im Auge haben", meint der französische Strategiedirektor. 60 Prozent aller Forschungsausgaben im Konzern fließen in die CO2-Reduktion. Bereits 20 Prozent aller Plastikteile stammen aus dem Recycling, was auch GCX bei seiner Renault-Expertise besonders würdigt.

Laut dem deutschen Finanzmarkt-Index legt Renault darüber hinaus Wert auf seine "soziale Verantwortung". Die dafür zuständige Direktorin Claire Martin versteht unter diesem Begriff einen ganzheitlichen Ansatz, der beispielsweise in Marokko bis zur Sensibilisierung junger Autokäufer für die Verkehrssicherheit geht. Und in Frankreich hat Renault bei einigen Konzessionären sogenannte "solidarische Garagen" eingerichtet, in denen sozial benachteiligte Personen beschäftigt werden.

Sozial heißt aber nicht unrentabel. "Wir müssen den Erwartungen einer mobilen Gesellschaft entsprechen, aber gleichzeitig eine Rentabilität erzielen, welche die Zukunft des Unternehmens absichert", räumt Martin ein. Offenbar lässt sich beides unter einen Hut bringen: Laut den neuen Semesterzahlen, die Ghosn am Donnerstag vorgelegt hat, steigerte Renault den Umsatz um 12 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro und den Reingewinn um 83 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. (Stefan Brändle aus Paris, 31.7.2015)